SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Heute stand ich in einer Allee voller Kirschblüten und konnte mich nicht sattsehen an der Pracht des Frühlings. Alle Natur erwacht zurzeit zu neuem Leben und ich spüre Gottes schöpferische Kraft in dem, was da ausbricht und aufbricht.

Aber wie war das noch mal mit der Natur und der Religion? Ergibt die Vermischung nicht wieder eine Natur-Religion? Sind wir Christen, Juden und Muslime nicht eigentlich Anhänger von Buch-Religionen? Beziehen wir uns nicht viel mehr auf das Wort Gottes, das unseren Verstand anspricht und nicht das, was unsere Sinne uns sagen und was wir fühlen? Frühlingsgefühle, schön und gut, aber religiöse Gefühlsduselei, ist das nicht von gestern und viel zu manipulations-anfällig?

Ich frage mich das öfter, gerade wenn mir sozusagen, das „religiöse Herz aufgeht“ und ich komme zum Schluss, dass mir tatsächlich die Vernunft, das Wort, das Nachdenken über den Glauben sehr wichtig ist. Das ist nämlich das beste Rezept gegen eifrige und fanatische Religion. Aber: Ich will das Fühlen, das Schwärmen nicht den Radikalen überlassen. Ich will die Nähe zu Gott spüren, will in der Schönheit der Natur fühlen, wie gut es tut, Gott zu danken und mit ihm in Verbindung zu treten. Glaube darf etwas für’s Herz sein. Etwas Schönes und Bereicherndes und etwas was mir gut tut. Es ist sogar eine Art „Prüf-Kriterium“ für den Glauben, ob er schön und bereichernd ist, oder ob er in die Enge führt und Menschen dazu bringt, sich abzugrenzen. Wo wir im Alltag unseren Verstand nicht einsetzen sondern nur Gefühlen und Instinkten folgen, da wird Leben einseitig. Und wo wir nur mit dem Kopf arbeiten und nur zulassen, was wir genau erfassen können, da wird es eng und verbohrt. Genau so ist es auch mit der Religion, mit dem Glauben an den lebendigen Gott, der alle Facetten des Lebens bereichern kann.

Gott ist da in den Blüten und Farben des Frühlings – ebenso wie in den Worten der Schrift. Gott ist da in den Sonnenstrahlen und den Regentropfen – ebenso wie in den Gedanken der Gelehrten. Gott ist in der Freundlichkeit und Offenheit meiner Mitmenschen – ebenso wie in den religiösen Geboten und Lehren.

Leben und Glauben, ich will mehr davon.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24010
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