SWR3 Gedanken

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Elternabend im Kindergarten. Ostern steht vor der Tür, das Programm für wird die Osterferien wird vorgestellt: Vor Karfreitag gestalten die Kinder einen Kreuzweg, nach Ostern gibt es ein fröhliches Fest mit Eiersuche im Außengelände. Zustimmendes Gemurmel. Aber nicht bei allen Eltern.

Den Teil mit den Ostereiern finden wir super, sagen manche. Aber das mit dem Kreuzweg? Ist das nicht ein bisschen heftig für zarte Kinderseelen? Da geht es um Tod und Gewalt. Wie sollen die Kinder das verkraften? Sollte man das nicht besser weglassen und einfach nur Ostern feiern?

Schwierig. Ich finde, Karfreitag und Ostern gehören zusammen. Das eine gibt es nicht ohne das andere. Wie soll ich verstehen, dass Jesus auferstanden ist, wenn ich gar nicht weiß, dass er vorher gestorben ist? Ohne die hässlichen Erfahrungen der Passionsgeschichte ist das Happy-End von Ostern nicht besonders viel wert. Und hässliche Erfahrungen gehören auch zu einem Kinderleben.

Max weint, weil seine Oma gestorben ist. Und Leni ist traurig, weil ihre Freundin nicht mehr mit ihr spielen will. Und Jonas tritt um sich und weiß gar nicht recht, warum. Trauer, Angst, Zorn: Alle diese dunklen Gefühle kommen in der Passionsgeschichte vor, weil Jesus und seine Freunde sie erleben. Hässliche Erfahrungen eben. Die nicht verschwinden, wenn man sie ignoriert.

Für Kinderseelen sind die Geschichten von Jesus auf seinem Weg ans Kreuz keine Gefahr. Sie bieten Kindern einen Raum, ein Ventil für ihre dunklen Gefühle, ihre hässlichen Erfahrungen. Und an Ostern erleben und feiern sie wie alle anderen auch, dass das Dunkle, Hässliche, Traurige in unserem Leben nicht das letzte Wort hat. Erst dann ist Ostern auch für Kinder wirklich ein Happy-End.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24005
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