SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Nun hört doch mal auf mit euren Leidensgeschichten! Habt ihr denn kein anderes Thema?“ Irgendwann wird es einem zu viel, wenn alle von ihren Krankheiten berichten.
Niemand hört gern von den Leiden anderer. Aber Christen erinnern sich in dieser Woche an das Leiden von Jesus, an seine letzten Lebenstage in Jerusalem: An das letzte Fest mit seinen Jüngern, an seine Gefangennahme im Garten Gethsemane, an das Verhör vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus und an seine Kreuzigung. Leiden heißt auf Lateinisch Passion. Heute beginnt für Christen die Passionswoche.

Ich denke in diesen Tagen aber nicht nur an das Leiden Jesu. Ich denke auch an die, die heutzutage leiden müssen. An die Eltern in unserer Nachbarschaft, die ihren 19jährigen Sohn durch einen Verkehrsunfall verloren haben. Oder an den Mann ein paar Häuser weiter. Er hat seine Frau zuhause liebevoll gepflegt bis sie nach langer Krankheit gestorben ist. Jetzt ist er allein.
Gottvertrauen zu haben ist nicht immer leicht. Besonders, wenn man leiden muss.

Mir hilft da die Erinnerung an die Leidensgeschichte Jesu. Ich glaube, Jesus hat auch im Leiden erlebt, dass Gott bei ihm ist. Obwohl er manchmal über Gott verzweifelt war und gerufen hat: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?!“ hat er trotzdem Gottvertrauen gehabt. Er hat gewusst: Gott lässt mich nicht im Stich. „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“, hat Jesus in seiner Sterbestunde gebetet.

Als Christ glaube ich deshalb, dass Gott den Menschen besonders nah ist, die leiden. Er trägt an dem Leid mit, das Menschen tragen. Seine Nähe kann wie eine Hand sein, die einen hält, damit man nicht ins Bodenlose fällt. Am Ende der Passionswoche steht das Osterfest. Das Fest der Auferstehung. Das bedeutet: Das letzte Wort hat nicht das Leiden, sondern Gott, der neues Leben schenkt. Dieses Gottvertrauen wünsche ich Ihnen, besonders denen, die es gerade schwer haben in ihrem Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24000
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