SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

Das sollt ihr Jesu Jünger nie vergessen: wir sind, die wir von einem Brote essen, aus einem Kelche trinken, Jesu Glieder, Schwestern und Brüder.

Ohne zu zögern aus demselben Becher trinken – es gibt nicht viele Menschen, mit denen ich das tue. Die nächste Familie, einige sehr enge Freunde – mehr nicht. Umso mehr berührt es mich immer wieder, wenn ich in der Kirche Abendmahl feiere und tatsächlich alle aus demselben Kelch trinken. Was für ein starkes Zeichen! So hat es wohl auch schon der Theologe Johann Andreas Cramer im 18. Jahrhundert empfunden. Sein Lied klingt wie ein Vermächtnis

Coro piccolo Strophe 1

Am kommenden Gründonnerstag wird in den Kirchen wieder an den Ursprung des gemeinsamen Mahls erinnert: Als Jesus mit seinen Vertrauten das letzte Mal Passa gefeiert hat. Und ihnen den Auftrag gegeben hat auch über seinen Tod hinaus gemeinsam zu essen und zu trinken – und so seine Gegenwart zu feiern.

Das sollt ihr Jesu Jünger nie vergessen, so mahnt auch Johann Andreas Cramer. Brüder und Schwestern seid ihr, wenn ihr so zusammen esst und trinkt! Und das soll spürbar werden:
Wenn wir in Frieden beieinander wohnten, Gebeugte stärkten und die Schwachen schonten, dann würden wir den letzten heiligen Willen des Herrn erfüllen.

Coro piccolo Strophe 2

Das Abendmahl, die Kommunion ist persönlicher Zuspruch und fördert Gemeinschaft. Und sie fordert heraus. Denn sie lässt den Auftrag Jesu deutlich werden: Frieden halten – sogar mit denen, die selbst nicht friedlich sind. Rücksicht nehmen auf Schwächere – trotz Sachzwängen und Erfolgsdruck. Diejenigen stärken, die nicht aufrecht durchs Leben gehen – auch dann, wenn sie weder demütig noch dankbar auftreten.

Das klingt gut – man muss nicht Christ sein, um das zu bejahen. Aber kann das überhaupt jemand leisten?

Wenn wir in Frieden beieinander wohnten... Dem Dichterwar bewusst, dass es oft ja nicht einmal im Kleinen gelingt. Noch weniger in einer Kirchengemeinde. Und schon gar nicht in der Gesellschaft im Ganzen. Deshalb wird sein Lied in der letzten Strophe auch zum Gebet – einem Gebet, das mit einem Seufzer beginnt. Ach!
Ach dazu müsse deine Lieb uns dringen! Du wollest, Herr, das große Werk vollbringen, dass unter einem Hirten eine Herde aus allen werde.

Respektvoll und liebevoll mit anderen umgehen – das kann ich nur dann, wenn ich mich selbst geliebt und respektiert fühle. Wenn ich mit anderen gemeinsam Abendmahl feiere, dann kann ich das spüren – dass Gott und andere Menschen es gut mit mir meinen. Und es wächst in mir die Hoffnung, dass es doch möglich ist: Dass Menschen wie Schwestern und Brüder miteinander leben – und zwar in Frieden.

Coro piccolo Strophe 3

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23999
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