SWR2 Wort zum Tag

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Wenn die Wirklichkeit einen Bischof bekehrt – dann ist er wieder nah beim Volk…
„Wenn viele Menschen sich von der Kirche entfernen, dann liegt das daran,
dass die Kirche sich zu weit von den Menschen entfernt hat.“
Oscar Arnulfo Romero hat das festgestellt, damals war er Erzbischof von San Salvador;
ermordet haben sie ihn heute vor siebenunddreißig Jahren.
Das Mordkommando hat ihn am Altar erschossen, mitten in seiner letzten Messe.
Noch am Tag davor hatte er die Soldaten und Polizisten angesprochen, in seiner letzten Predigt, und sie aufgefordert, dass sie ungerechten Befehlen widerstehen sollten.
Für das Volk arbeiten statt für die Unterdrücker und gegen das Volk.
In El Salvador herrschte damals eine Militärjunta;
unliebsame Politiker und Gewerkschafter verschwanden, Bauern verloren ihr Land,
streikende Arbeiter wurden mit Waffengewalt niedergemacht.
Und eigentlich hatten die führenden Schichten gedacht, der Erzbischof würde im Grunde gut zu diesem System passen, als er neu ernannt worden war.
Er war jedenfalls bekannt als ein konservativer und linientreuer – also nah bei den Mächtigen und Reichen, dachten sie.
Oscar Romero hat sich bekehren lassen.
Irgendwie hat er im neuen Amt die eigentlichen Probleme gesehen – und immer lauter dagegen protestiert.
Er ist nah zu den Leuten gekommen, von denen sich seine Kirche so weit entfernt hatte.
Romero protestierte gegen bestechliche Gerichte und die Ausbeutung der Armen.
Ganz auf der Seite des Volkes, unterstützte er den Freiheitswillen der armen Leute.
Er hat gewusst, dass er auf der Todesliste der Militärs ganz oben stand.
Asyl in anderen Ländern hat er abgelehnt. Er kann doch sein Land und sein Volk nicht allein lassen. Das Volk von El Salvador hat ihn heiliggesprochen und eigentlich das Volk von ganz Südamerika auch.
Die offizielle Kirche hat lange gebraucht – viel länger als für die Heiligsprechung von Papst Johannes Paul dem Zweiten. Von dem hatte Romero sich wohl auch ziemlich weit entfernt gefühlt. „Ich glaube, ich werde nicht noch einmal nach Rom kommen,“
hat er mal gesagt. „Der Papst versteht mich nicht.“
Mit Papst Franziskus hätte er es wohl leichter gehabt. Der versucht wenigstens, seine Kirche auch zu bekehren, näher wieder bei den Menschen zu sein,bei den Leuten, von denen sie sich entfernt hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23935
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