SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Das meiste haben wir gewöhnlich in der Zeit getan, in der wir meinten, nichts getan zu haben.“ Der Satz stammt von Marie von Ebner-Eschenbach. Ich habe ihn neulich auf einer Postkarte gelesen. Und er hat mich nachdenklich gemacht. „Das meiste haben wir gewöhnlich in der Zeit getan, in der wir meinten, nichts getan zu haben.“

Ich denke ja oft, ein Tag war erst dann ok, wenn ich ordentlich was geschafft habe. Und ich bin irgendwie unzufrieden, wenn ich abends sagen muss: „Heute habe ich doch eigentlich gar nichts gemacht...“. Als ob mein Leben nur etwas wert wäre, wenn es so richtig stressig zugeht. Ich kenne beide Arten von Tagen. Die stressigen und die entspannten, an denen man scheinbar gar nichts gemacht hat. Und ich weiß: beides gehört zum Alltag dazu. Und nun behauptet dieser Spruch: Das meiste passiert, wenn man eigentlich nichts macht.

Mir sagt dieser Satz: Pausen wichtig sind. Pausen helfen mir mich zu erholen, neue Ideen zu bekommen und mal die Perspektive zu wechseln. Dadurch kann ich dann schließlich effektiver arbeiten, aber auch intensiver leben. In Pausen kann ich die Welt um mich herum neu wahrnehmen. Wenn ich spazieren gehe, schaue ich mir die Bäume ganz genau an. Oder ich bleibe einfach mal in der Sonne stehen und mache die Augen zu. Wie gut das tut! Und selbst wenn ich nur einen Kaffee auf meiner Couch trinke, schaue ich dabei aus dem Fenster oder mich in der Wohnung um. Ich beobachte, nehme wahr und genieße, was um mich herum ist. Und manchmal nutze ich die Zeit, um zu beten und meine Gedanken vor Gott zu bringen. Und ich merke, wie sich manches klärt, was mich vorher ganz unruhig gemacht hat. Zeit in der ich scheinbar nichts tue, wird so zu einer Energiequelle. Ich tanke auf und stärke mich für die stürmischen und stressigen Zeiten.

Ich glaube, dass es wichtig ist, dass sich das Nichts-tun und das Arbeiten die Waage hält. Beides ist berechtigt und beides ist ein Geschenk Gottes. Das steht sogar schon in der Bibel: Alles hat seine Zeit. Für den Menschen gibt es nichts Besseres, als sich zu freuen und das Leben zu genießen. Mit der Arbeit und den Pausen. Denn beides schenkt uns Gott.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23915
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