SWR3 Gedanken

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Unsere westliche Religionsfreiheit hat ein Datum: Heute vor 160 Jahren hat nämlich König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen ein sogenanntes Toleranzedikt erlassen. Seitdem ist es erlaubt, aus der Kirche auszutreten. Also jedenfalls fast. Man konnte damals aus einer Kirche austreten und in eine andere – neue – eintreten. Keiner Kirche oder religiösen Vereinigung anzugehören, dazu hat es noch ein paar Jahre gebraucht.

Aber das heute vor 160 Jahren war ein erster Schritt und der Grundstein unserer heutigen Religionsfreiheit. Und die lautet: Jeder darf und soll aus Kirchen oder Religionen aus- oder eintreten, so wie er oder sie das vor seinem Gewissen verantwortet. Und der Staat muss dafür sorgen, dass diese persönliche Entscheidung respektiert wird.

Dabei war Friedrich Wilhelm IV. die Kirche überhaupt nicht egal. Er war sogar ein frommer Mann. Er machte sich viele Gedanken über die Kirche und die neuen Formen von Religiosität, die sich damals entwickelten. Und er machte sich Gedanken darüber, wie er in seinem Preußenreich den inneren Frieden garantieren könnte. Grade weil er fromm war, war ihm klar: In der Religion darf es keinen Zwang geben.

Das war zu seiner Zeit sehr fortschrittlich gedacht. Auch wenn es dann noch eine ganze Weile gedauert hat, bis die Religionsfreiheit vollkommen durchgesetzt wurde und jeder in Sachen Glaube und Religion entscheiden konnte wie er wollte, ohne im Dorf blöd angeguckt  zu werden.

Ist doch erstaunlich, dass dieses Freiheitsrecht mit einem frommen, christlichen König angefangen hat. Ich finde, da hat er Jesus richtig verstanden. Er wollte auch, dass wir das in unserem Herzen und vor unserem Gewissen ausmachen. Ob wir in einer Kirche sind oder nicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23898
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