SWR3 Gedanken

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Vor kurzem bin ich umgezogen. Seitdem muss ich wieder überall bei Adam und Eva anfangen. Wie will ich die Wäsche im neuen Schrank sortieren? Wohin sollen die Schuhe? Abends halten meine Frau und ich Bilder mal an die eine Wand und mal an die andere um rauszukriegen, wo die jeweils gut hinpassen. Und neue Wege zum Bäcker und zur Apotheke muss ich lernen. Eben bei Adam und Eva anfangen.

Wer allerdings bei Adam und Eva anfängt, der kennt vielleicht auch ihre Geschichte. Adam und Eva leben glücklich im Paradies, bis Eva dem Adam eine Frucht anbietet. Die sollen sie aber nicht essen, hat Gott gesagt. Die beiden essen trotzdem und da stellt Gott sie zur Rede. Die Schlage hat sie dazu verführt, sagt Eva dann. Das Ende vom Lied ist jedenfalls: auf einmal stehen Adam und Eva nackt da! Das waren sie zwar schon die ganze Zeit, aber jetzt sehen sie es zum ersten Mal und schämen sich. Sie versuchen sich mit Blättern und Gräsern zu bedecken, aber sie schämen sich trotzdem. Weil ihnen klar wird, wie nackt sie eigentlich sind.

Und so geht es mir auch, wenn ich ständig bei Adam und Eva neu anfange. Ich merke: So viel ist das gar nicht, was ich so bei mir habe. Alles was ich habe sind so ein paar ausgeliehene und abgerupfte Ideen und Fähigkeiten, mit denen ich mich durchs Leben hangle.

Aber vielleicht ist das auch ganz normal. Dass wir im Grunde genommen nicht viel haben, womit wir uns absichern und schützen können. Dass wir eigentlich nackt sind. Weil Gott uns so geschaffen hat. Nicht mit einem Panzer um uns rum und mit ewiger Lebenszeit. Wie Adam und Eva eben. Ist aber auch nicht schlimm. Bilder kann ich umhängen, wenn sie an der falschen Stelle sind. Und wenn ich den Bäcker nicht finde, frag ich halt nochmal nach. 

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