SWR4 Abendgedanken

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„Er ist´s.“ Was, wie bitte, wer ist´s?

Er ist´s. Heute um 11.28 Uhr ist er gekommen. Und jetzt ist er da, der Frühling, den wir schon so lange erwartet haben. Nach den Monaten des Winters, der Dunkelheit und der Kälte tut das jetzt richtig gut: Wärme, die ersten Blumen, das Gras, das wieder grün wird, und schön ist natürlich, wenn der Himmel blau ist. Aber Regen wird natürlich auch gebraucht.

„Er ist´s.“

Mit diesen kurzen Worten hat der Dichter Eduard Mörike im Jahr 1828 sein Gedicht über den Frühling überschrieben. Vielleicht werden Sie es kennen, oder Sie erkennen es, wenn Sie es hören.

„Frühling lässt sein blaues Band

Wieder flattern durch die Lüfte;

Süße, wohlbekannte Düfte

Streifen ahnungsvoll das Land.

Veilchen träumen schon,

Wollen balde kommen.

- Horch, von fern ein leiser Harfenton!

Frühling, ja du bist´s!

Dich hab ich vernommen!“

Aus diesem Gedicht spricht für mich die tiefe Sehnsucht, mit der Eduard Mörike den Frühling erwartet hat. Ich spüre auch jedes Jahr diese Sehnsucht nach Frühling in mir, wenn es dann wieder März ist. Und das, obwohl in Furtwangen, wo ich wohne, hoch im Schwarzwald immer noch mal Schnee kommen kann.

Aber ich weiß dann auch, dass er nicht mehr so lange liegen bleibt. Ich spüre in mir dann auch die Sehnsucht und auch die Freude auf das Osterfest. Es wird immer am Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling gefeiert. Am Osterfeuer wird die neue Osterkerze angezündet und in die Kirche getragen. Diesmal trägt sie die Jahreszahl 2017. An ihr stecken alle Besucher ihre Kerzen an. Feierlich wird in der Osternacht das Halleluja angestimmt, auf das wir seit Aschermittwoch verzichtet haben. Das ist für mich wie ein blaues Band der Freude, das durch den Kirchenraum flattert.

Mit diesem Gedicht von Eduard Mörike wünsche ich Ihnen einen ersten, hoffentlich schönen Frühlingsabend.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23889
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