SWR2 Wort zum Tag

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Neun Monate noch bis Weihnachten. Kann schon sein, dass das im Moment nur mäßig interessant scheint; „drei Wochen nur bis Ostern“: das wäre jedenfalls näherliegend. Und trotzdem feiern die Kirchen heute genau das: Neun Monate bis Weihnachten.

Martin Luther hat es „eines der fürnehmsten Feste“ genannt. Und im katholischen Feiertagskalender ist es ein Hochfest. Und heißt „Verkündigung des Herrn“. Die Christen feiern den Tag, an dem ein Engel eingebrochen ist in den Alltag einer jungen Frau in der kleinen Stadt Nazaret in Galiläa. Mit einer Botschaft an Mirjam oder Maria: Du wirst schwanger und sollst einen Sohn zur Welt bringen. Und du sollst ihn Jesus nennen – Gott ist der Retter heißt das – und er wird König von Israel sein…

Wen wunderts: Maria ist erst mal erschrocken und dann ratlos. Wie soll sie schwanger werden – ist ja kein Mann da oder jedenfalls noch keine eheliche Verbindung. Und dann erzählt der Engel, wie das Wunder geschehen wird. Maria lässt sich darauf ein; vermutlich, ohne es zu verstehen. Aber das ist ihre Art, zu glauben: Sie lässt sich auf so eine riesige Herausforderung ein, obwohl sie sich damit selbst in Gefahr bringt. Unverheiratet schwanger – da drohte schon damals Schlimmes in der orientalischen Gesellschaft.

Aber mal ehrlich: Wer hätte bis heute verstanden, was da passiert. Um so wichtiger, das alles sozusagen zu erden und mit der wirklichen Realität zu verbinden. Deswegen heute, neun Monate vor dem Fest der Geburt: Fest der Ankündigung dieser Geburt. So wunderlich seltsam die Geschichte sein mag: Sie lässt sich am Kalender festmachen und an den natürlichen Abläufen.

Wie jeder andere Mensch braucht der kleine künftige Jesus neun Monate im Bauch seiner Mutter, bis er das Licht der Welt erblicken kann. Denn zur Welt kommt da einer von uns. Ganz Mensch eben.

Gottes Sohn sein: das wird er lernen. Weil er ein besonderes Verhältnis zu Gott hat und Gottes Liebe so sehr an sich heran lässt, dass er sie weitergeben kann. Das wird ihm eine ganz besondere Kraft geben – er wird Kranke gesund machen und Tote zurückrufen ins Leben.

Aber das dauert noch – erst mal neun Monate bis zur Geburt. Und dann dreißig Jahre unauffälliges Leben im Dorf Nazaret. Da können wir ruhig Karfreitag und Ostern feiern, in drei Wochen. Liegt im Moment einfach näher…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23884
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