SWR2 Wort zum Tag

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Balkissa hat die Gäste aus Deutschland schwer beeindruckt. Sie ist neun, lebt mit ihren Eltern in einem kleinen Dorf in Burkina Faso, in Westafrika, am Rand der Sahelzone. Zu sehen ist Balkissa gerade überall in Deutschland – sie ist das Poster-Girl auf dem Plakat, mit dem die katholische Entwicklungs-Organisation Misereor zur Fastenaktion in diesem Jahr einlädt.

Ins Bild gekommen ist Balkissa, weil sie eine Idee hatte – und weil sie damit so gut zum Misereor-Motto passt: Die Welt ist voller guter Ideen – lass sie wachsen. Balkissas Idee war erst mal nur gut für sie selbst: Sie hat ihre Sonnenbrille verkehrt herum aufgesetzt – Unterkante nach oben, sozusagen – und damit hatte sie die Gläser genau auf Augenhöhe. Für ihr Gesicht war der Nasenbügel einfach viel zu hoch ausgeführt.

Voller guter Ideen – das aber ist zugleich ein Signal für einen neuen Blick auf Afrika und andere südliche Weltgegenden. Zu diesem Perspektiv-Wechsel lädt Misereor immer wieder ein – dieses Jahr eben mit dem Beispiel Burkina Faso. Da unterstützt das Hilfswerk zum Beispiel Frauen-Genossenschaften mit einem Mini-Molkerei-Projekt. Es ist sowieso schwierig genug, in der trockenen Savannen-Landschaft Rinder zu halten und zu ernähren – aber für viele auf dem Land die einzige Einkommens-Quelle. Besser, die Milch möglichst vor Ort zu lagern und zu verarbeiten; auf dem Transport bei der Hitze in die Stadt verdirbt viel zu viel. Die Lösung sind winzige Molkereien, mit Strom aus der Sonne, mit einer guten Kühlanlage und mit Kesseln, in denen unter anderem Quark und Joghurt entstehen.

Andere Bauern haben neue Wege erfunden, Schädlinge von den Äckern wegzuhalten – mit natürlich vorhandenen Nützlingen, also ziemlich Bio; oder wie sie die frisch geernteten Zwiebeln gut lagern, damit sie sich länger auf dem Markt verkaufen und zu besseren Preisen.

Solche Ideen lohnt es, zu entdecken und zu unterstützen. Wer Afrika nur als armen und hilfe-bedürftigen Kontinent betrachtet, sollte mal die Perspektive wechseln – so wie Balkissa die Blickrichtung ihrer Brille.

Nebenbei kommt dann zum Beispiel auch in den Blick, dass Milchpulver aus Europa den Markt für afrikanische Milch kaputt macht. Und dass „billig billig kaufen“ und „Reste werden weggeschmissen“ keine besonders nachhaltige Perspektive ist.

Bestimmt ist die Welt voller guter Ideen – auch hier. Wer über das Bild der kleinen Balkissa mit ihrer Brille lächelt, hat vielleicht ja auch schon eine gute Idee; lasst sie wachsen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23883
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