SWR3 Gedanken

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Eine Mauer hat jüngst in Hamburg Schlagzeilen gemacht. Eigentlich war es nur ein kleines Mäuerchen. Etwa kniehoch. Auf dem Vorplatz des Hamburger Hauptbahnhofes. Ideal, um sich drauf zu setzen und sich auszuruhen. Das haben dann auch prompt welche gemacht, nämlich Obdachlose. Was den Stadtoberen allerdings nicht gefallen hat. Deshalb haben sie kurzerhand einen Zaun auf das Mäuerchen montiert und vorbei war es mit dem hinsetzen und ausruhen.

Einige Hamburger wollten das aber nicht hinnehmen. Sie wollten aus dem blöden Zaun was Gutes machen. Deshalb haben sie Beutel und Tüten an den Zaun gehängt. Gefüllt mit allem, was Obdachlose so brauchen können: Brot, Schals und Mützen, Decken, Rasierzeug und Futter für die Hunde, mit denen viele von ihnen unterwegs sind.
Diese Idee hat sich herumgesprochen und mittlerweile kommen die Hamburger regelmäßig vor oder nach der Arbeit am Zaun vorbei und hängen einen neuen Beutel dran. An manchen Tagen wechseln bis zu 60 Beutel den Besitzer. Einen Namen hat der Zaun auch schon. Er heißt jetzt: Hamburger Gabenzaun.

Ja, man kann Mauern überwinden. Die auf der Straße, zwischen Ländern und die in unseren Köpfen. Man kann sie überwinden, wenn man einfach nur kreativ, frech und mutig ist. Dietrich Bonhoeffer, der Widerstandskämpfer im Dritten Reich hat mal gesagt: Gott kann aus allem, auch dem Bösen, etwas Gutes machen. Aber dazu braucht er Menschen, die das Gute wahr werden lassen. So wie in Hamburg. Und übrigens demnächst auch in Kassel, Dortmund oder Darmstadt. Dort sind nämlich schon die nächsten Gabenzäune geplant.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23828
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