SWR3 Gedanken

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Haben Sie schon mal eine Grenze überschritten? Landesgrenzen, Grenzen des Anstandes, Grenzen im Kopf? Gar nicht so einfach. Weil man sich auf fremdes Terrain begibt, weil man andere vielleicht brüskiert, weil man nicht weiß, ob es am Ende gut ausgeht. Um Grenzen zu überschreiten, braucht es viel Mut und Selbstvertrauen.

Caspar Olevian war so ein Grenzüberschreiter. Er ist in meiner Heimatstadt Trier geboren, im 16. Jahrhundert, 10 Jahre bevor Martin Luther starb. Sein Vater ist Bäcker. Die Mutter stammt aus einer alten Metzgerdynastie. Aber Olevian übernimmt nicht den väterlichen Betrieb, sondern studiert Jura in Frankreich – damals sehr ungewöhnlich. Und er bekennt sich zur reformatorischen Bewegung und wird evangelisch.
Und nicht nur das, er wechselt von Jura zur Theologie und wird Pfarrer. Damals kochen die Kämpfe zwischen Katholiken und Protestanten gerade hoch. Olevian muss deswegen öfters den Ort wechseln, um nicht gefangen genommen zu werden, um weiter arbeiten zu können.

Er geht nach Heidelberg und wird Theologieprofessor. Zieht weiter nach Berleburg, und schließlich nach Herborn. Dort gründet er eine Schule, an der noch heute die zukünftigen Pfarrer der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ausgebildet werden. Heute vor 430 Jahren ist er an den Folgen eines Unfalls gestorben.

Wenn in Trier von der Reformation die Rede ist, dann denken alle zuerst an diesen Mann: Caspar Olevian. Der Grenzüberschreiter. Immer auf der Suche nach Wahrheit. Aber auch mit Respekt vor der Wahrheit der Anderen. Ich glaube, solche Leute brauchen wir heute auch. Auch um Menschen anderer Kulturen zu verstehen und sich mit ihnen zu versöhnen. Echte Grenzüberschreiter eben. So wie Caspar Olevian aus Trier.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23827
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