SWR3 Gedanken

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Wie haben die das nur geschafft? Sie haben sich schon als Schüler kennen gelernt. Verliebt, verlobt, verheiratet, zwei Kinder. Und dann – irgendwo zwischen dem zweiten Kind und dem Sommerurlaub an der Atlantikküste haben sie angefangen, sich zu verlieren. Die Ehe wurde zur Katastrophe. Die Trennung unvermeidlich. Mit Mitte 50. Und heute? Es grenzt an ein Wunder, aber sie sind wieder zusammen. Wie haben die das nur gemacht?

Zuhören. Hat sie gesagt. „Er hat mir endlich wieder richtig zugehört! Er hat mich gefragt, warum ich mich so gekränkt gefühlt habe.“ Und er hat gesagt: „Ansehen hat geholfen. Sie hat mich auf einmal so liebevoll angesehen. So wie ich bin. Mit meinen Fehlern und Schrulligkeiten.“ So sind sie wieder zusammengekommen. Und ihre Erinnerungen konnten heilen.

Mit den christlichen Konfessionen ist das ganz ähnlich. 500 Jahre haben sie sich gegenseitig bekämpft, haben sogar gegeneinander Kriege geführt. 30 Jahre lang. Evangelisch und katholisch- das war lange Zeit ein Grund, sich zu meiden. Aber an diesem Wochenende feiern sie miteinander Gottesdienste. Unter dem Motto „Healing of memories“ – „Erinnerung heilen“. Und auch bei ihnen geht es genau darum: Zuhören und genau hinsehen. Um einander besser zu verstehen. Sie bitten Gott und einander um Vergebung für alles Leid und allen Schmerz, den sie einander angetan haben.

„Wir sind keine vollkommen neuen Menschen. Wir sind immer noch, wer wir nun mal sind. Aber wir haben gelernt besser umzugehen mit dem, was uns voneinander trennt.“ So könnten das auch die Kirchen zu einander sagen. Und es ist ja auch so: Wir leben jeden Tag davon, dass Gott und die Welt uns eine neue Chance geben. Warum sollten wir nicht auch Anderen eine neue Chance geben und versuchen, uns zu versöhnen? Das wünsche ich mir jedenfalls – nicht nur für unsere Kirchen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23824
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