SWR4 Abendgedanken

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„Christuskreuz 2017“. Auf den ersten Blick sieht es eher aus wie ein Wegweiser als ein Kreuz, denn es hat zu den üblichen zwei Balken (- einen vertikalen und einen horizontalen -)  einen Dritten, der von vorne nach hinten reicht. Egal wie man es dreht und wendet: In alle Himmelsrichtungen zeigt es immer ein Kreuz.

Für den Künstler, Pater Abraham Fischer, ist es ein Sinnbild für die Begegnung von Menschen mit unterschiedlichen Standpunkten. Er dachte dabei vor allem an die Begegnung der Menschen aus der katholischen und der evangelischen Kirche. Das Christuskreuz 2017 soll Versöhnung ermöglichen helfen, denn noch immer gibt es leider vieles, was die Kirchen trennt.

Ich denke: Das Christuskreuz 2017 strahlt Ruhe aus und inneres Gleichgewicht: Obwohl die Standpunkte und Blickweisen unterschiedlich sein können, erkenne ich immer ein Kreuz. Das Kreuz von Jesus ist für alle Christen die Mitte des christlichen Glaubens. Es ist auch ein Bild für das, was schlimm ist im Leben. Schlimm ist auch, dass Menschen einander oft nicht verstehen, weil sie von verschiedener Herkunft sind und deshalb verschiedene Standpunkte haben.

Das Kreuz mit den Balken in alle Himmelsrichtungen lädt mich ein, den Standpunkt der anderen auszuprobieren und mich zu fragen: Was sehen die anderen von ihrem Standpunkt aus? So kann ich begreifen: Von allen Standpunkten aus erkenne ich beim Christuskreuz 2017 immer vor allem eines: Das Kreuz.

Ich stelle mir vor, dass man mit dieser Einstellung einander verstehen lernt. Vielleicht kann es dadurch einen heilenden Blick auch auf die gemeinsame Geschichte geben. Nicht nur zwischen Evangelischen und Katholischen -- sondern überall da, wo Standpunkte Menschen voneinander trennen.

Mir fällt auf: Viele Kirchtürme tragen genau dieses Kreuz, das die Himmelsrichtungen Norden, Süden, Westen, Osten zeigt. Sie tragen das Kreuz, dass die wirkliche Himmelsrichtung zeigt – die Richtung zum Himmel. Ausgehend von der Erde weist es in den Himmel.

Es gibt viele verschiedene Standpunkte, von denen man das Kreuz Christi sehen kann. Daran erinnern mich die Kirchturmkreuze und auch das Christuskreuz 2017. Sinnbilder dafür, dass es möglich ist, einander zu verstehen, auch bei verschiedenen Standpunkten. Und Sinnbilder dafür, dass Versöhnung möglich ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23815
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