SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Das, was mich tröstet, tröstet dich auch. So denkt anscheinend der Apostel Paulus. Jedenfalls schreibt er das in seinem Brief an die Leute in Korinth. Erst mal macht mich das eher misstrauisch: Dass ein anderer zu wissen meint, was ich brauche, nur weil er es gut findet. Das ist, wie wenn eine Freundin zu mir sagt „Das wird dir gut tun!“ Und mir eine Schachtel in die Hand drückt mit irgendwelchen Pillen. „Mir hat das geholfen, und dir hilft es bestimmt auch.“ Na, ja….
Ich bin da vorsichtig. Ziemlich oft haben die Menschen sich schon geirrt, wenn sie mich gar nicht fragen und mir ihre Meinung überstülpen. Oder so tun, als ob sie wüssten, was ich will und denke.

Dass ein anderer zu wissen glaubt: Dass wird dir guttun!  oder „Das denkst du doch auch“ löst bei mir eher Widerspruch aus. Deshalb habe ich auch erst einmal etwas Mühe, Paulus zu folgen. Es ärgert mich sogar ein bisschen, wenn er schreibt „Was mich - Paulus - tröstet - tröstet dich.“

Paulus hat sein Glaube an Jesus Christus getröstet. Der hat ihm Halt gegeben und Kraft. Und davon brauchte Paulus eine ganze Menge, denn er wurde sehr angegriffen für das, was er über seinen Glauben gesagt hat. Mehr als einmal hat man ihn dafür sogar ins Gefängnis gesteckt.

Aber Paulus sieht sein eigenes Leiden im Leiden von Jesus widergespiegelt. Der wurde auch für seinen Glauben und sein Reden verfolgt. Mit ihm fühlt sich Paulus ganz eng verbunden. Und es gibt ihm einen tiefen Trost, zu wissen, dass Gott sein Leiden versteht. Paulus ist überzeugt, dass er das weiterreichen kann. Er ist sich sicher: Was mich, Paulus, tröstet, das tröstet euch auch.

Nicht alles, was anderen guttut, kommt auch bei mir gut an. Aber was meine Freundin mir rät, probiere ich meistens aus. Weil ich ihr vertraue. Und ich denke, so haben sich auch die Leute in Korinth von Paulus trösten lassen, weil sie seinem Rat vertraut haben und wussten: Wenn es ihn tröstet, dann ist es auch für uns gut. (vergl. 2. Kor 1, 3-7)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23812
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