SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Büro für spektakulär spontane Wunscherfüllung, was kann ich heute für Sie tun“ – dieses Poster hängt über meinem Schreibtisch. Manchmal ist es doch wirklich so. Jeder will alles und das am besten vorgestern. Und wenn vorgestern nicht geht, dann zumindest sofort. Deshalb dieses Poster: Büro für spektakulär spontane Wunscherfüllung.

Dabei geht es mir ja genauso. Ich lese meine Mails nicht mehr am PC, sondern immer gleich, wenn ich sie kriege auf dem Handy. Und natürlich antworte ich sofort. Sonst vergesse ich´s ja. Ich bin immer und überall erreichbar. Auch am Wochenende, im Urlaub auf der Skipiste. Das Handy ist immer dabei. Und damit auch meinee Mails, der Kalender und meine To-do-Listen.

Heute ist Aschermittwoch. Und wie jedes Jahr fängt heute die Fastenzeit vor Ostern an. Augenblick Mal! Sieben Wochen ohne Sofort. Das ist dieses Jahr das Motto der Fastenaktion der Evangelischen Kirche.[1]

Viele Menschen nehmen sich in dieser Fastenzeit vor, auf etwas zu verzichten. 7 Wochen bis Ostern als Chance, dass ich mir mal Gedanken darüber mache: Auf was würde ich gern verzichten? Wovon bin ich vielleicht sogar abhängig? Was schadet mir mehr, als dass es mir gut tut?

Sieben Wochen ohne sofort lädt mich dieses Jahr dazu ein, mal auf das „sofort“ zu verzichten. Zu entschleunigen, wie man das heute so schön sagt. In der Bibel heißt es: Alles hat seine Zeit.[2] Lachen, weinen, streiten, lieben, alles hat seine Zeit. Und alles braucht eben auch seine Zeit.

Ich weiß, dass das nicht immer so einfach ist. Ich kann mich auch nicht von heute auf morgen ändern. Und trotzdem habe ich es mir dieses Jahr wieder vorgenommen da mal ganz bewusst drauf zu achten. Was muss ich wirklich sofort machen? Wo kann ich mir ein bisschen mehr Zeit lassen und es so vielleicht endlich mal gründlich machen? Und wo bin ich es, der andere unnötig drängt, bloß weil ich so wenig Geduld habe?

Für meine Kinder ist das überhaupt kein Problem. „Ich komme gleich“ – das kann vieles heißen. Aber eigentlich nie sofort. Kinder lassen nicht gleich stehen und liegen, was ihnen gerade wichtig ist. Sie können sich auf den Moment einlassen. Ganz in dem Moment aufgehen. Darauf möchte ich in den nächsten sieben Wochen auch für mich ganz bewusst achten. Mehr vom jetzt. Und weniger sofort.



[1]http://www.siebenwochenohne.de/

[2] Prediger 3,1-8.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23775
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