SWR3 Gedanken

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Maria Knotenlöserin. Ich stehe in einer kleinen katholischen Kirche in Augsburg und betrachte ein Marienbild. Vor gut 300 Jahren gemalt. Titel: Maria Knotenlöserin. Ziemlich  eigenartige Aufgabe für die Mutter Jesu.

Auf dem Bild reichen Engel der Mutter Jesu ein Band. Ein Band mit ganz schön vielen Knoten drin. Und die löst sie mit ihren zarten Fingern. Knoten, Probleme, Verstrickungen, mit denen die Menschen zu ihr gekommen sind.

Klar, was mir das Bild sagen will: wenn ich Maria bitte, meine Probleme zu lösen, sich um meine Verstrickungen zu kümmern, dann tut sie das. Maria Knotenlöserin eben.

Ehrlich gesagt, diese Maria sieht so jugendlich und zart aus, dass ich ihr meine massiveren Probleme nicht aufbürden will. Außerdem bin ich Protestantin – ich glaube, dass ich mich mit meinen Sorgen direkt an Jesus, an Gott wenden kann. Heilige  als Mittelspersonen sind mir fremd.

Trotzdem: diese Maria Knotenlöserin fasziniert mich. Maria als eine Frau, die sich voll und ganz auf Gott verlässt. Und deshalb Gutes bewirkt. Beim Anblick dieser Maria wird mir deutlich, dass eigentlich jede Frau das Potenzial zur Knotenlöserin hat. Und vermutlich auch jeder Mann .

Denn am Anfang eines Konfliktknotens braucht es meistens gar nicht so viel, um die Lage zu klären. Erst recht, wenn man mit Gottvertrauen rangeht. Vielleicht könnten wir so manchen Konflikt auflösen, bevor er sich festzurrt und zum komplizierten Knoten wird.

Maria Knotenlöserin macht mir Mut, das mal zu probieren. Konflikten nicht ausweichen, sondern mit Fingerspitzengefühl nach Lösungswegen. Mit einer gehörigen Portion Gottvertrauen. So wie Maria Knotenlöserin eben. Katholisch oder evangelisch spielt dabei keine Rolle.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23736
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