SWR2 Wort zum Tag

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Für Kinder ist es eine ganz wichtige Sache: der Geburtstag. Oft fiebern sie schon wochenlang darauf hin, machen Pläne, welche Freunde sie einladen möchte und welchen Kuchen sie sich wünschen. Ist der große Tag dann gekommen, dann genießen sie es, im Mittelpunkt zu stehen.

Und wir Erwachsenen? Wie halten Sie es mit Ihrem Geburtstag? Gehören Sie zu denen, die jedes Jahr ein großes Fest mit Freunden feiern? Kommt eher die Familie zusammen – oder feiern sie am liebsten nur zu zweit? Ich kenne auch Menschen, die gar nicht mehr wirklich Geburtstag feiern. Gründe dafür gibt es ganz unterschiedliche: Ein Schicksalsschlag, der einem die Freude am Fest genommen hat. Das Gefühl, dass gerade so viel schief läuft im eigenen Leben, dass es keinen Grund gibt, sich feiern zu lassen. Oder auch schlicht die Frage: Ich bin ganz allein – wer sollte mit mir feiern? Ich kann das gut nachvollziehen – und finde es gleichzeitig schade. 

Ich glaube nämlich, dass wir Menschen Feste brauchen. Nicht umsonst heben alle Religionen besondere Festtage heraus, um die Erinnerung zu pflegen, die Gemeinschaft zu stärken, Dankbarkeit auszudrücken. In der jüdisch-christlichen Tradition ist sogar zu Beginn jeder Woche ein Festtag vorgesehen, der den Alltag durchbricht: der Sonntag.

Warum ich aber gerade den Geburtstag für wichtig halte: Am Geburtstag steht eine Person ganz im Mittelpunkt. An meinem Geburtstag werde ich gefeiert. Und es stimmt schon: Mir fallen – wie Ihnen wahrscheinlich auch – durchaus Gründe ein, weshalb ich gar nicht so sehr feiernswert bin. Aber genau deshalb finde ich es so wichtig, es trotzdem zu tun. 

In gewisser Weise drückt das für mich sogar den Kern des christlichen Glaubens aus: Dass jeder Mensch, unabhängig von seiner momentanen Verfassung, auch unabhängig von seinen Tugenden und Leistungen, wertvoll und wichtig ist – und es Grund gibt, dankbar zu sein, dass es ihn gibt.

Aber was ist, fragen sich vielleicht einige nun, wenn mir gerade eben nicht nach fröhlichem Feiern zumute ist. Oder wenn es tatsächlich niemanden gibt, der mitfeiern könnte? Vielleicht finden Sie ja auch dann eine Form von festlicher Unterbrechung des Alltags, die für Sie passt. Zünden zum Frühstück eine Kerze an. Gönnen sich ein gutes Essen oder unternehmen einen kleinen Ausflug. Ein älterer Kollege hat mir erzählt, dass er jedes Jahr an seinem Geburtstag ganz für sich ein altes Lied aus dem Gesangbuch singt: „Bis hierher hat mich Gott gebracht in seiner großen Güte.“ 

Aber egal ob großes Fest oder kleines Ritual – am Geburtstag ist ein guter Zeitpunkt, sich selbst daran zu erinnern: Es ist gut, dass es mich gibt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23697
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