SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

 – Vom Duft der Quittenmarmelade  

Der Februar ist nicht gerade mein Lieblingsmonat. Draußen ist es trüb und kalt. Der Winter scheint nie mehr zu Ende zu gehen. Da kommt mir alles recht, was mich auf andere Gedanken bringt. Was meine Fantasie anregt. 

Morgens kann es damit schon losgehen: Mit selbstgemachter Quittenmarmelade aus unserem Garten. Ich weiß noch, wie ich die Früchte abends verarbeitet habe. Wie gut die Quitten geduftet haben. Wenn ich mich daran erinnere, bin ich gedanklich wieder mitten im Sommer. 

Trübes Wetter, grauer Alltag – früher hat mir das oft auf die Stimmung geschlagen. Jetzt versuche ich mich selbst auszutricksen. Und das geht so: Ich achte besonders darauf, wo und wann mir etwas Schönes begegnet. 

Da sehe ich zum Beispiel einen Schneemann, den die Nachbarskinder gebaut haben - und denke daran, wie viel Spaß das Schneemannbauen mir als Kind gemacht hat. 

Über den Tag stoße ich so auf viele kleine Dinge. Ich finde der Winter ist dafür die beste Jahreszeit. Die Natur ist im Standby-Modus. Die Sonne scheint auch nur mit halber Kraft. Das schärft die Sinne. 

Letztlich geht es mir darum, mit welchem Blick ich durch die Welt gehe. Ich kann viel entdecken, was mich runterzieht, was mich ärgert und was ich mir anders wünsche. Klar, manchmal muss der Ärger raus. Aber auf die Dauer ist mir das zu anstrengend. Darum will ich mehr auf das achten, was mich erfreut. Schönes entdecken und mit anderen teilen. 

Von meinen Kinder kann ich mir da einiges abschauen: Schau mal Papa, der schöne Stein. Oder da: So einen großen Eiszapfen habe ich noch nie gesehen. Dieser wache Blick reißt mich aus trüben Wintergedanken. Zusammen staunt es sich am besten. 

Diese Freude am Entdecken wünsche ich Ihnen. Dann scheint die Welt voller kleiner Wunder. Mit selbstgemachter Marmelade kann es losgehen. Und abends kann ich mich erinnern: Was war heute schön? Wann war ich heute zufrieden und froh?  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23632
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