SWR4 Abendgedanken

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 - Wer ist im Notfall für die Seele da? 

Marco arbeitet in Rastatt in der Notfallseelsorge. Er ist ein Kollege von mir und begleitet Feuerwehr und Polizei bei Notfällen. Das macht er neben seinem sonstigen Job.

Notfallseelsorge bedeutet konkret: es passiert ein Unfall, Piepser geht, Marco lässt alles stehen und liegen und fährt zum Unfallort. Da geht er zu denen, die gerade Schlimmes erlebt haben. Die noch gar nicht glauben können, was gerade passiert ist. Oder er besucht Angehörige, die gerade jemanden verloren haben. 

Manchmal kümmert sich Marco aber auch um die Leute von der Feuerwehr, wenn sie nach einem Einsatz völlig fertig sind. Der Feuerwehrhauptmann, mit dem er arbeitet, hat mir erzählt: Früher haben wir nach großen Einsätzen noch ein paar Bier getrunken und dann war es abgehakt. Heute können wir mit dem Notfallseelsorger darüber sprechen, wie es uns geht. 

Auch die Polizei ist froh, wenn sie die Notfallseelsorge rufen kann. Zum Beispiel nach einem Suizid – da muss die Polizei den Eltern die  Nachricht überbringen, dass ihr erwachsener Sohn sich  getötet hat. Eine Notfallseelsorgerin hat mir erzählt, dass die Polizisten nach ein paar Minuten wieder gehen mussten. Sie konnte aber für zwei Stunden dableiben und zuhören. Puh, ich wäre in so einer Situation ziemlich überfordert. Doch sie konnte damit gut umgehen. In Kursen hat sie gelernt, was andere in solchen Momenten brauchen. 

Notfallseelsorge – 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche. Marco ist diese Arbeit ein Herzensanliegen. Hier spürt er, dass er richtig was bewegen kann. Trotz all dem Stress, der damit verbunden ist. Und das Team der Notfallseelsorge ist oft voll gefordert. So werden auch immer Leute gesucht, die mitmachen wollen. 

Auch wenn ich es hoffentlich nie brauchen werde: Ich bin dankbar, dass es die Notfallseelsorge gibt. Denn gerade im Notfall ist es gut, wenn  jemand für die Seele da ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23631
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