Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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In meiner Gemeinde besuche ich gern und oft alle möglichen Leute. Wie das Pfarrer so machen. Ich sitze mit den Leuten in ihrem Wohnzimmer und höre ihnen zu, wenn sie mir ihre Lebensgeschichten erzählen.

Viele Geschichten fangen ganz normal an. Und dann, wie aus heiterem Himmel, fegt ein Sturm über ihr Leben. Eine schlimme Diagnose, der Job wird gekündigt, die Partnerschaft zerbricht. Und alles wird durcheinandergewirbelt. Nach solchen Sturmgeschichten sitze ich oft da und frage mich: Was könnte ich tun? Wie könnte ich helfen?

Die Jünger von Jesus haben auch einmal einen schweren Sturm erlebt. Das war in der Nacht, mitten auf dem See. Da bricht plötzlich ein heftiger Sturm über sie herein. In wenigen Minuten ist das Wasser aufgewühlt, die Wellen klatschen ans Boot.

Einige von den Jüngern sind Fischer. Sie wissen, was zu tun ist. Jeder packt mit an, das Wasser wieder aus dem Boot zu befördern. Ohne großen Erfolg. „Wären wir doch nur nicht losgefahren! Schimpfen sie. Hätten wir auf doch nicht auf Jesus gehört!“ Aber das hilft auch nichts. Am Ende steht ihnen die nackte Angst im Gesicht. Und sie schreien: Mein Gott, hilf uns doch!

Was kann ich tun? Wenn ich Leuten gegenüber sitze, die so verzweifelt sind? Meistens kann ich nichts tun. Ich bin einfach da. Innerlich bestürme ich Gott: Tu was. Lass diesen Menschen nicht untergehen! Die Zeit zwischen Sturm und Ruhe, das Warten auf Rettung, das ist schwer auszuhalten.

Aber oft erlebe ich, wie sehr das hilft. Zuhören. Einfach da sein. Das gibt den Menschen Kraft. Die schlimmsten Wellen legen sich. Das kann ich in den Gesichtern sehen. Gemeinsam stehen wir das durch. Und warten, bis Gott kommt und dem Sturm des Lebens Einhalt gebietet.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23619
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