Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Kennen Sie die von der „Schääl Sick“? Oder von der „ebsch Seit“ Das sind die vom anderen Ufer: die Düsseldorfer, Deutzer, Wiesbadener. Schääl oder ebsch, das ist was zum Nase rümpfen. Im Spaß oder im Ernst. Warum rümpfen eigentlich so viele die Nase über die, die auf der anderen Seite wohnen, am anderen Ufer vom Rhein?

Jesus hat an einem See gelebt. Das andere Ufer war damals für die Juden auch so etwas wie die Schäl Sick: Dort war Ausland. Die Menschen hatten eine andere Kultur. Sie lebten anders, sprachen anders, hatten eine andere Küche und andere Götter. Und die waren eigentlich tabu.

Jesus hat aber nicht die Nase gerümpft. Sondern immer wieder zu seinen Jüngern gesagt „Kommt, lasst uns hinüber fahren ans andere Ufer.“

Die Jünger hätten antworten können: Hey, Was willst du da drüben? Keiner kennt uns, keiner versteht uns, wer weiß, ob man denen vertrauen kann.“ – Haben sie aber nicht.

Warum nur wollte Jesus immer wieder mit ihnen ans andere Ufer fahren, zur „Schääl Sick“, zur „ebsch Seit“? Was war da für ihn so verlockend?

Ich glaube, es war sowas wie bei Sander. Sander ist nach dem Abi für ein Jahr nach Kenia gegangen. Um in einem Heim für Behinderte zu arbeiten. Dafür hat er sogar seine Rastalocken abgeschnitten.

Seine Eltern waren nicht sehr begeistert. Kenia ist nicht ungefährlich. Und sie wussten, dass er ihnen einfach fehlen würde.

Als ich ihn nach einem Jahr wiedertreffe, bin ich beeindruckt. Wie hat er sich verändert! Er strahlt richtig, ist voller Energie, aber irgendwie auch ruhiger, gelassener. Mir ist, als wäre er größer geworden, erwachsener. „Manchmal war es richtig hart“, sagt er. „Aber es war einfach eine tolle Zeit.“.

Ja, es ist nicht einfach, zum anderen Ufer aufzubrechen. Aber ich glaube, wir werden reich beschenkt, unser Horizont wird weiter, wenn wir es tun.

Wir können Neues lernen. Wir können daran wachsen und uns verändern. Dort, am anderen Ufer. Dazu macht uns Jesus Mut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23618
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