SWR3 Gedanken

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Soll einer sagen, es gäbe keine Wunder! Auch wenn jetzt schon fast Fasching ist, will ich eine Wundergeschichte erzählen, die an Weihnachten passiert ist. An Heiligabend. Die Kirche wird umgeräumt, die Stühle vom Gottesdienst weggestellt, damit danach etwa 400 Obdachlose und andere Bedürftige bei uns Platz finden zum Essen - wie jedes Jahr.

Ich verabschiede grade an der Kirchentür die Familien und draußen unter Pavillons gibt es schon Punsch und Plätzchen zum Aufwärmen, da fährt an der Seite der Kirche eine nachtblaue Limousine vor.
Ein distinguierter Herr steigt aus, dunkler Anzug, Krawatte, Hut und Handschuhe. Kommt herein und will jemand sprechen, der zuständig ist.

Andreas, der im Kirchenvorstand ist, hat eigentlich zu tun, aber das Gefühl: das ist jetzt mal wichtig. Also geht er mit dem Herrn zu dessen Auto, weil der erklärt, “Man muss mir tragen helfen!“.

Eine Geste mit dem Finger und der Fahrer in der Limousine lässt den Kofferraum aufspringen. Heraus nimmt der mit Hut und Handschuhen eine Kiste mit 200 Tafeln Schokolade, an jede ordentlich eine kleine Schleife mit fünf Euro gebunden.

„Wie machen Sie das denn jetzt, damit das gerecht verteilt wird?“ will er wissen und Andreas erzählt ihm von den 400 Geschenketüten, die wir in den Tagen zuvor gepackt haben, damit jeder etwas bekommt: Tüten mit Mützen, Süßkram, Kerze, Schal und Shampoo, …Und dass wir die Schokolade da rein stecken werden.

Der Herr lässt den Kofferraum schließen. Andreas sieht eben noch weitere Kisten mit Schokolade und Geldscheinen. Dann verschwindet einer mit seiner Limousine in diese Heilige Nacht. Ohne seinen Namen zu sagen.
Das Christkind? Der Weihnachtsmann?

Jedenfalls war er nicht mehr dabei, als so viele Menschen später am Abend ihre Tüten bekommen haben - mit leuchtenden Gesichtern, überglücklich. Der Mann war weg, aber die Engel singen und Gott ist da, plaudert, summt, kennt alle und jeden und spricht sie mit ihrem Namen an.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23610
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