SWR3 Gedanken

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In unserer Gemeinde ist alles in Bewegung geraten durch die Vesperkirche. Früher waren viele skeptisch:
„Was soll das werden, wenn Obdachlose, Hartz IV Empfänger und Drogenabhängige in unsere schöne, frisch renovierte Kirche kommen?!“ Dieses Jahr feiern wir die 20. Vesperkirche und sagen:

Vesperkirche - das sind wir! Eine Gemeinde, die sich neu erfunden hat mit offenen Türen und weiten Herzen voller Gastfreundschaft für so viele Verschiedene. Vesperkirche, das ist die Gemeinschaft all derer, die hier seit vielen Jahren zu Gast sind und die neu herein schneien. Vier Wochen lang. Und das sieht dann so aus:

Bis zu sechshundert Bedürftige kommen in unsere Kirche und werden von etwa 60 Ehrenamtlichen bedient, und zwar jeden Tag. Sie bekommen Essen und Beratung und medizinische Versorgung. Seit 20 Jahren machen wir das so, jedes Jahr vier Wochen lang.

Auch wenn wir wütend und traurig sind über die Ungerechtigkeit in unserem Land, über die maßlose Armut und den hoffnungslosen Reichtum, über die immer und immer mehr Obdachlosen.
Wütend und traurig sind wir, weil Obdachlose Gewalt erleben; weil die mit Wohnung oft kein Geld für Strom und Heizung haben, deswegen krank werden und dann kein Geld haben für Medikamente.

Wir sehen all das und feiern trotzdem die andere Seite:
Dass Menschen hierher kommen, weil sie wissen: hier sind sie nicht egal. Weil sie hier Aufmerksamkeit und Freundlichkeit erfahren. Wir feiern die andere Seite: Dass wir hier seltsame Wunder erleben dürfen.

Und die die helfen, sind am Ende selber reich beschenkt werden. Denn wir alle sind aus Gott geboren, alle zu seinem Angesicht: die aus den aufgeräumten Vorstädten und die von unter der Brücke.
Gottes Himmel wird in uns geboren– die Vesperkirche ist ein Ort, an dem der Himmel zur Welt kommt und die Vesperkirche selbst ist eine Hebamme dieses Himmels in der Welt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23609
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