SWR3 Gedanken

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Ich liebe Sonntage. Aber frag mal jemand der arm ist oder auf der Straße lebt wie sich das anfühlt: Sonntag. Am Sonntag sind die Beratungsstellen geschlossen und die Tagesstätten für Obdachlose.

Am Sonntag sind die Kinder zuhause in der ungeheizten Wohnung in der kein Fernseher läuft und keine Playstation, weil der Strom abgestellt ist.

Die Kinder husten auch am Sonntag, weil es kein Obst gibt und kein Gemüse. Zu teuer, alles zu teuer. Am Sonntag ist genauso wie sonst zu wenig Geld da, um ins Kino zu gehen, Freunde einzuladen oder zu McDonalds. Arm am Sonntag heißt: Da ist keine Ablenkung und keine Versorgung der Kinder in der KITA oder in der Schule.

Die Wohnung ist zu klein, um da wirklich spielen zu können, der Kühlschrank zu leer, um Gäste zu bewirten, die Wände sind zu dünn und die Nachbarn zu laut, um sich einfach die Decke über den Kopf zu ziehen. Die ist auch viel zu dünn ist – es bleibt kalt.

Arm am Sonntag. Da lohnt sich selbst betteln nicht, weil in den Fußgängerzonen kein Mensch unterwegs ist. Aber vielleicht gibt es irgendwo in der Stadt ein Mittagessen in einer Kirchengemeinde. Vielleicht gibt es irgendwo nach dem Gottesdienst Kaffee und Kuchen und am Nachmittag ein Konzert umsonst. Wenn du arm bist und Glück hast. Wenn es Menschen gibt, denen du nicht egal bist.

Die nicht bloß gute Ratschläge geben wie:
Sie müssten nur aufhören zu rauchen. Sie müssten nur arbeiten. Sie müssten nur…

Wenn du arm bist, hast du großes Glück, wenn du Leute triffst, die gerne teilen und etwas verschenken, vielleicht weil sie wissen, dass Jesus das auch so gemacht hat. Vielleicht hast du Glück, obwohl du arm bist, auch am Sonntag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23608
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