Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Bitte“ und „Danke“ sagen gehörte früher zu einer guten Kinderstube. Und die meisten Kinder lernen das auch heute noch genauso. Kleine Kinder bringen sogar gerne Gegengeschenke – und haben Freude daran, wenn diese von den Großen gerne genommen werden.

Es sind mehr Erwachsene, die das Wort „Danke“ nicht kennen. Es gibt Menschen, die verweigern die Dankbarkeit! Ihr Wort ist: Das habe ich verdient! – oder: Das steht mir zu! Und deshalb muss man auch nicht dankbar sein. Solche Menschen glauben: Es steht mir zu, dass ich immer bevorzugt behandelt werde. Es steht mir zu, dass ich verwöhnt werde! Es steht mir zu, in einem reichen Land zu leben. Es steht mir zu, immer der Erste zu sein. Und so könnte man die Liste noch lange fortsetzen. Beliebt machen sie sich damit nicht. Weil sie fordern, statt dankbar zu sein. Auf lange Sicht sind eingeforderte Wünsche eine Anleitung zum Unglücklichsein. Denn wer mag Zuwendung geben, die fast erzwungen wird? Wer möchte schon jemanden bevorzugt behandeln, der darauf besteht, bevorzugt behandelt zu werden? Und wer mag jemanden, der jede Zuwendung als sein Recht ansieht? 

Ich horche in mich hinein. Kenne ich das – manchmal – zu glauben, es gibt ein Recht auf Liebe, Aufmerksamkeit, Trost? Vermutlich taucht das bei jedem ab und zu auf. Solche Gefühle entstehen dann, wenn alles zu selbstverständlich geworden ist. Wenn ich nicht mehr daran denke, dass eben gar nichts selbstverständlich ist. Mir hilft dann, mich zu erinnern, wer Gott für mich ist. Ich sehe in Gott den Schöpfer dieser Welt. Ihm gehört alles. Und von ihm kommt alles. Gott gibt, damit Leben werden kann. Mein Leben ist ein Geschenk. Dass ich heute aufwachen konnte, ist ein Geschenk. Dass ich sprechen kann, ebenso. Sogar dass ich danke sagen kann, ist ein Geschenk. Nichts davon steht mir zu, auf nichts davon habe ich ein Anrecht. Alles, was ich bin und habe, verdanke ich Gott – und das ist jeden Tag eine ganze Menge!

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