SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass er gut ist. Ein Sonntagmorgen voller Ruhe und Hoffnung. Ein Morgen, an dem Sie auch Sorgen und Ängste in einem neuen Licht sehen können. Vielleicht hält es neue Lösungen bereit.
Von diesem Licht spricht auch ein Lied von Jochen Klepper:

Er weckt mich alle Morgen

Nicht jeder erlebt einen neuen Morgen als Quelle neuer Kraft. Und ein Zeichen Gottes: das ist selbst ein strahlender Morgen nicht einfach von sich aus. Das wird er erst durch Worte. Zum Beispiel Worte aus der Bibel. Oder Worte aus alten Liedern. Worte, die mir zeigen: Ich bin nicht allein.

Menschen begrüßen einander mit einem fröhlichen „Guten Morgen!“ Im Lied heißt es, dass Gott den Menschen selbst aufweckt. Er weckt ihm das Ohr. Gott braucht aufgeweckte Menschen, die ihm zuhören und die merken: Gott ist nicht verborgen!

Eine neue Welt entsteht vor meinem Ohr. Vielleicht haben mir Angst und Klage eine schlaflose Nacht bereitet. Doch jetzt schweigen sie.

Traue ich dem neuen Tag zu, dass er einen neuen Anfang setzt? Dann kann ich mit Gottes Weckruf etwas anfangen. Dann setzt der neue Tag nicht nur fort, was ich am Abend müde liegengelassen habe. Dann kann etwas Verfahrenes plötzlich ganz anders aussehen.
Vielleicht denken Sie jetzt: Da muss es einem aber schon gut gehen, dass man so ein Vertrauen haben kann.

Aber Jochen Klepper ging es nicht gut. Er hat dieses Lied während des Dritten Reichs gedichtet. Er hatte Angst um seine jüdische Frau und deren Töchter. Wenige Jahre später hat er sich mit seiner Frau und der jüngeren Tochter das Leben genommen. Da wurden Angst und Klage übermächtig. Doch das Vertrauen in Gott, das hat Klepper selbst dann nicht verlassen. Auch wenn es kaum noch Menschen gab, denen er und seine Familie trauen konnten.

Wie bekomme ich dieses Vertrauen? Ich kann es üben. Jeden Morgen aufs Neue. Ich kann das Licht suchen, das auch meine Dunkelheit aufhellt. Und ich finde dieses Licht, ganz überraschend: in einem freundlichen Wort, einer lieben Geste, einem schönen Moment.

Oder auch einem Lied – wie Kleppers wunderbarem Morgenlied. Mit seinem tiefen Gottvertrauen. Mit seinen Worten voller Hoffnung. Es lädt mich ein, auch in dunklen Zeiten nach dem Licht zu suchen:

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Interpreten: Gerhard Schnitter, Das Solistenensemble,
CD: Die größten Choräle aus fünf Jahrhunderten, CD 2, Track 1, Hänssler Musik
Labelcode: 07224

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23583
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