SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Scherben bringen Glück, sagt man. Aber nicht immer. Manchmal tun sie einfach nur weh. So wie neulich als mir meine Lieblingsschale vom Tisch gefallen ist. Sie war ein Geschenk und stand immer auf dem Tisch. Immer ein paar Süßigkeiten darin. Und jedes Mal, wenn ich mir einen Keks genommen habe, habe ich mich über dieses Geschenk gefreut.

Und nun ist sie runtergefallen. Von wegen: Scherben bringen Glück. Richtig geärgert habe ich mich. Über mich, über meine Ungeschicktheit, über die Scherben.
Ich habe sie dann zusammengelesen und überlegt, ob ich sie noch einmal zusammenkleben soll.

Und ein bisschen später habe ich an die Scherben in meinem Leben gedacht. An die Momente, in denen mir etwas nicht gelungen ist, wo ich durch mein Verhalten etwas kaputt gemacht habe.

Da kann ich ja nicht einfach eine Flasche Klebstoff öffnen und kitten, was kaputt gegangen ist. Wo zwischen Menschen etwas zerbricht, braucht es mehr als Kleber, da braucht es Einsicht, gute Gespräche, Ermutigung. Man muss versuchen, anders miteinander umzugehen. Sich anders verhalten.

Aber ich kann die Scherben in meinem Leben ja nicht einfach zusammenfegen, in die Tonne werfen und so tun als sei nichts geschehen. Verletzende Worte klingen nach. Narben bleiben zurück. Man kann nicht ungeschehen machen, was war.

Aber ich kann versuchen, aus den Scherben meines Lebens etwas Neues machen. Ein anderes Verhalten, einen neuen Umgang miteinander. Ich kann meine Worte abwägen, neu bedenken, Freundschaften neu aufbauen.

Das geht nicht einfach so. Aber es ist wichtig. Es ist wie bei der zerbrochenen Schale. Wenn ich sie klebe, wird sie wahrscheinlich nicht mehr so sein wie vorher. Man wird die Risse sehen, sie kann auch nicht mehr so viel tragen. Ich muss behutsam damit umgehen.

Das ist eine Herausforderung, aber eine, die ich schaffen kann. „Siehe, ich mache alles neu!“ Das hat Gott seinen Menschen versprochen erzählt die Bibel. Und ich glaube: mit seiner Hilfe, kann ich auch vieles wieder neu machen. An Beziehungen. An Freundschaften.

So wie neulich. Da habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen, zum Telefonhörer gegriffen und habe einen Bekannten angerufen. Ich habe gesagt, dass ich keinen Streit möchte, dass wir verschieden sind, aber dennoch miteinander reden können. Eine neue gute Beziehung aufzubauen, das braucht Zeit, vielleicht wird es auch nie wieder wie vorher.

Aber mir geht es jetzt besser. Denn ein Anfang ist gemacht.
Vielleicht bringen die Scherben dieses Mal Glück? Wer weiß!

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