SWR2 Wort zum Tag

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„Gegen die Irrtümer der Griechen“ – Contra errores Graecorum, hieß das Buch, das der päpstliche Hoftheologe Thomas von Aquin im Jahr 1263 im Auftrag des Papstes geschrieben hat. Gemeint war die griechisch-orthodoxe Kirche. Ich will es heute erwähnen, am Gedenktag des großen heiligen Kirchenlehrers Thomas – und zwei Tage nach der Gebetswoche für die Einheit der Christen.

 

Gegen die Irrtümer der griechischen Kirche – das klingt erst mal wie eine Kampfschrift. Sollte aber eigentlich – ganz im Gegenteil – eine theologische Basis sein, auf der die damals getrennten Kirchen wieder hätten zusammenfinden können.

 

Die erste große Kirchenspaltung war damals gerade 200 Jahre alt – eher eine kurze Zeit, verglichen mit den fünfhundert Jahren, die jetzt schon seit Martin Luthers Thesen und der großen Trennung der westlichen Kirchen vergangen sind. Möglich, dass da noch was drin gewesen wäre – eine Einigung oder wenigstens eine Verständigung. Dazu wollte Thomas beitragen. Die meisten so genannten „Irrtümer der griechischen Kirche“ entlarvt er als gegenseitige sprachliche Missverständnisse zwischen dem östlichen Griechisch und dem westlichen Latein.

 

Leider ist der große Thomas mit seiner guten Absicht gescheitert. Hat sich wohl auch an zu alten Texte abgearbeitet. Da wäre es schon geschickter gewesen, man hätte auf Augenhöhe und direkt miteinander gesprochen. Allerdings wäre das natürlich schwierig gewesen, solange beide Kirchen sich gegenseitig als Ketzer und Häretiker beschimpften – ganz abgesehen von Kriegen und wirtschaftlicher Konkurrenz rund ums Mittelmeer – die standen dann auch noch im Weg. Und gemeinsam gebetet hätten die Christenmenschen im Mittelalter kaum –  wenn schon, dann höchstens gleichzeitig und gegen die jeweils anderen.

 

Da sind wir heute ein großes Stück weiter. Eigentlich wissen inzwischen sogar die meisten Kirchenleitungen in Ost und West und Nord und Süd, dass es nur eine Kirche geben kann, wenn sie den Auftrag ihres Herrn Jesus Christus ernst nehmen wollen. Die Leute nehmen Kirche sowieso meistens als „eine Kirche“ wahr – jedenfalls die Leute, die das sowieso alles für Hokuspokus halten; aber immer mehr normale Kirchenmenschen auch.

 

Dass die Kirchen in Deutschland und Europa gemeinsam an fünfhundert Jahre Reformation erinnern, macht sie ein bisschen mehr wieder zu der einen Kirche, die Jesus wohl eher gewollt hat. Und da ist es doch gut, wenn alle gemeinsam beten – die eine Woche im Jahr – aber eigentlich immer und immer wieder.

 

 

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23538
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