SWR2 Wort zum Tag

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„Wunder der Natur“ heißt meine Lieblings-Ausstellung, zur Zeit; schon über ein Jahr zu sehen im Gasometer Oberhausen. Wunder der Natur…

Drinnen neben tollen Fotos auch ein kleiner Film; da ist das Wunder ein Moment in der Kinderstube der kleinen Mandarin-Enten. Die Entenmutter hatte ihre Eier in einer Baumhöhle abgelegt und ausgebrütet; Sicher, gut geschützt vor irgendwelchen Nesträubern. Aber jetzt, vor vierundzwanzig Stunden sind sie erst geschlüpft, müssen sie raus. Fliegen lernen sie erst später. Aber wenn sie aus dem Baum krabbeln, geht’s erst mal zehn Meter senkrecht runter auf den Boden.

Es scheint den kleinen Enten eher unwohl zu sein, wie sie da hinauslugen. Vermutlich verhindert ihr Instinkt, dass sie springen – wäre ja auch lebensgefährlich. Aber dann macht die Entenmutter es ihnen vor - sie lässt sich einfach aus dem Baumloch fallen und landet unten in einem weichen Teppich aus Laub und Moos. Und lockt sie mit einem speziellen Ruf. Und – für mich ist das das Wunder – die Kleinen folgen der Mutter und springen ihr nach. Bei Menschen würde man es wohl Vertrauen nennen. Ob MandarinEnten auch sowas haben?

Jedenfalls sind sie schließlich alle sicher am Boden und werden fliegen lernen und auf dem See paddeln und Futter suchen… Wie gesagt: Nur eines von vielen Wundern der Natur, die da in tollen Fotos und Videos und ein paar echten Stücken ausgestellt sind.

Wenn ich zum dritten Mal in die Ausstellung gehe, werde ich das auch alles noch mal sehen und genießen. Vor allem aber werde ich mich wenigstens eine Stunde in die große Halle legen; die ist fast hundert Meter hoch und mittendrin schwebt mit zwanzig Meter Durchmesser eine Erd-Skulptur. Ein riesiger Ballon, draufprojiziert Millionen Bilder von Wettersatelliten, mit Tag und Nacht im Wechsel, mit Orkantiefs und Wolkenfetzen, mit dem Licht der großen Städte überall auf der Welt und dem Dunkel der Wüsten und der Ozeane.

Die Erde – der Heimatplanet – das eigentliche Wunder der Schöpfung. Unendlich groß und mächtig – und zugleich so verletzlich; den Menschen anvertraut und zugemutet und ausgeliefert zugleich.

Man muss das erleben, glaube ich. Und es lohnt sich wirklich – auch wenn der Weg weit ist nach Oberhausen im Ruhrgebiet. Die Wunder der Natur sind noch bis November zu sehen.     

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23536
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