SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Was findet sich nicht alles in einer Wohnung! Das Familienfoto auf dem Küchenfenster zum Beispiel. Es erinnert einen daran, dass es Menschen gibt, die einen liebhaben. Oder der Engel aus Holz, der auf dem Nachttisch steht und die Arme ausbreitet. Er zeigt einem: Du bist von Gott behütet. Oder der Stein, den ich im Urlaub an einer fernen Küste aufgehoben habe. Er erinnert mich an unbeschwerte, fröhliche Zeiten. Und das tut gut.

„My home is my castle“, sagt ein englisches Sprichwort. Das meint: Mein Zuhause ist wie eine Burg, in die ich mich zurückziehen kann, die mich beschützt.

Manchmal braucht man so eine Burg. Wenn der Tag rauh und anstrengend gewesen ist, dann tut es gut, sich Zuhause zurückziehen zu können. Ich kann die Türen schließen, die Beine hochlegen und darf ganz einfach bei mir sein, umgeben von Gegenständen, die mir vertraut sind.  Davon geht so etwas wie Trost aus. Vielleicht kennen Sie das auch.

Machen Sie einmal eine kleine Rundreise durch Ihr Zuhause! Da werden Sie auf manches Fundstück stoßen, das Sie schon fast vergessen hatten. Aber das Sie nie wegwerfen würden, weil es ein Teil Ihrer ganz persönlichen Geschichte und damit auch Ihrer vertrautesten Umgebung geworden ist.

Und wenn es in Ihrem Leben wieder einmal Momente gibt, in denen Ihnen alles über den Kopf wächst, dann nehmen Sie so einen Gegenstand in die Hand. Er erzählt dann von glücklichen und gelungenen Augenblicken in Ihrem Leben.

Manchmal hilft das sogar, wenn man gar nicht zuhause sein kann. Wie bei der älteren Frau, die schon längere Zeit im Krankenhaus gelegen war. Sie hat sich sehr nach ihrem vertrauten Zuhause gesehnt. „Wenn ich traurig bin, nehme ich mir vor, an etwas Schönes zu denken“, hat die Frau gesagt. „Dann denke ich an meine Wohnung, an mein Wohnzimmer und an mein Bett. Und das tröstet mich.“

Ich meine: Nicht nur Worte können Menschen trösten. Es gibt auch den Trost der Dinge, die uns umgeben. Die ältere Frau, die ich im Krankenhaus besucht habe, hat das erlebt. Sie ist in Gedanken durch ihre Wohnung gegangen und hat dabei diesen Trost der Dinge gespürt. Und der tat ihr gut. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23513
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