SWR3 Gedanken

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Wahrheit oder Pflicht – das konnten wir als Jugendliche stundenlang spielen: Wahrheit – „Liebst du Christian?“ war da die Standardfrage, woraufhin drei von uns sofort rot anliefen: die Befragte, Christian selbst und die, die gerade in Christian verknallt war. Oder man wählte Pflicht und musste dann Sabine küssen.

Wahrheit.

Als Jugendliche wusste ich ziemlich genau, was wahr und was falsch ist: Tiere quälen ist falsch, genauso wie die Natur verschmutzen und Menschenrechte mit Füßen treten. Und ich wusste ja noch aus Kindertagen, was mit bösen Menschen passiert: die werden bestraft, wie die böse Hexe im Märchen verbrannt.

Heute weiß ich das nicht mehr so genau: was ist wahr? Was ist falsch?

Ich bin zum Beispiel davon überzeugt, dass Ausländer, Flüchtlinge und Fremde Menschen sind wie wir und dass man ihnen dementsprechend offen und freundlich begegnen sollte. Das gebietet schlicht der Respekt vor meinen Mitmenschen. Auf der anderen Seite verstehe ich die, die Angst haben vor Ausländern, deren Religion und Kultur ihnen fremd sind und sie verunsichern. Ihnen allen gegenüber klappt einfaches Schwarz-Weiß-Denken nicht: hier die Guten, dort die Bösen.

Für mich ist ein Gebot wichtig, das mir Orientierung gibt, eines, das über allen Geboten, Vorschriften und Regeln steht: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Gal 5,14) Was ist wahr? Was ist falsch? Vielleicht ist das der Weg, es herauszufinden. Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23509
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