SWR4 Sonntagsgedanken

SWR4 Sonntagsgedanken

Gerade einmal acht Tage alt ist das neue Jahr. Und schon räumt der Alltag wieder all die guten Absichten und Vorsätze vom Jahreswechsel ab.

An Weihnachten, da lässt man sich von der gefühlvollen Feststimmung irgendwann einfangen – egal, was alles war. An Sylvester versucht man die Probleme abzulegen und denkt an den Neuanfang mit dem neuen Jahr. Mit etwas Ruhe und Abstand sieht man auch klarer, was wichtig und nötig ist. Aber dann wird man ganz schnell wieder eingefangen, vom Alltag.

In dieser Stimmung höre ich, was Jesus einmal gesagt hat: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ Heute wird das in den Gottesdiensten gelesen. Ich verstehe das so:  „Gott ist euch viel näher als ihr denkt. Deshalb: Schlagt eine neue Lebensrichtung ein. Macht anders weiter als bisher“. Das bedeutet Buße nämlich in der Bibel. Buße ist für Jesus nichts Schlimmes. Ganz im Gegenteil: Jesus will uns befreien. Sie und mich. Wir sollen hinter uns lassen, was uns belastet und bedrückt.

Aber eine neue Richtung einschlagen fällt ja oft so schwer!  Die Umstände lassen sich nicht so leicht verändern und auch ich bleibe der Alte.

Eine biblische Geschichte zeigt mir, wie es doch gehen kann. Ich denke an die weisen Männer aus dem Osten, die oft auch als die heiligen drei Könige bezeichnet werden. Eigentlich waren sie unabkömmlich in ihrem Alltag. Aber eines Tages haben sie erkannt, dass etwas sehr Wichtiges im Anbrechen war. Der König aller Welt sollte bald geboren werden. Anders konnten sie den Sternenhimmel und den neuen großen Stern nicht deuten. Deshalb ließen sie alles stehen und liegen und zogen los, um dieses Kind aufzusuchen und zu beschenken. Sie schlugen eine neue Richtung ein. Und sie wurden auf dieser Reise mehrfach überrascht.

Im Königspalast wusste man nichts von einem Kind und auch kaum etwas von Gott. Die nötige Auskunft, wo sie weitersuchen sollen, kam sehr zögerlich und halbherzig. Aber sie haben diese Spur weiter verfolgt, denn Stück um Stück ging ihnen auf, dass Gott selbst sie auf diesen Weg geschickt hatte. Dann fanden sie das Kind im Stall. Sie erkannten, dass Gott mit diesem Kind seinen ganz eigenen Weg zu den Menschen sucht.

Mit dem Jesuskind war ihnen Gott begegnet. Sie ließen sich von nun an nicht mehr von den Sternen leiten. Sie gehorchten Gottes Stimme und suchten einen neuen Weg nach Hause, aber jetzt voller Glück über das, was sie gesehen und erkannt hatten. Ihr Alltag würde nun anders werden.

Ich glaube, genau das meint Jesus, wenn er sagt: Macht anders weiter als bisher, denn Gott ist euch ganz nahe. Er erinnert uns damit an den Sinn und an das Ziel unseres Lebens, Aber auch, dass Gott uns leiten und den Weg zeigen will.

Ich meine, ganz ähnlich ist es auch mit anderen Dingen, die man sich lange nicht zugetraut hat und dann irgendwann doch wagt.

Ich staune gerade über meine Eltern und Schwiegereltern. Sie sind über 80. Ihnen liegt viel an ihren Enkeln. Deshalb haben sie sich technisch aufrüsten lassen. Mit Smartphone und iPad. Sie wollen nicht abgehängt werden, sondern dran bleiben an der jüngeren Generation.

Und wenn die Jungen viel unterwegs sind, aber nicht mehr so viel telefonieren und schon gar keine Briefe und Postkarten mehr schreiben, dann wollen die Großeltern doch mitbekommen, wo die Enkel sich aufhalten, im Urlaub, beim Studium, auch was sie gerade so machen und was sie bewegt.

So haben sie die Enkel gleich um Hilfe und Einweisung in die Geräte gebeten. Und jetzt haben sie Whatsapp und Skype eingerichtet und bleiben auf dem Laufenden. Das war ein mutiger Schritt, ein Richtungswechsel, der zunächst sicher einiges an Überwindung und Mühe gekostet hat.

Wahrscheinlich haben sich die alten Leute  zunächst gefragt: Lohnt sich das überhaupt noch für mich? Ist doch irgendwie komisch, sich so zu informieren und zu unterhalten.

Aber sie haben es gewagt und jetzt sind sie wieder dran an den Enkeln und auch an uns. Der Kontakt ist viel einfacher und regelmäßiger. Sie bekommen wieder viel mehr mit. Sie verstehen jetzt auch besser, wie die Jungen sich verabreden, worüber sie sich austauschen, was sie beschwert und was sie freut.

Vielleicht ist es gar nicht so viel anders, wenn es um den Kontakt zu Gott geht. Sicher kostet es zuerst auch ein bisschen Überwindung und Mühe, sich wieder neu mit dem Glauben zu beschäftigen oder mit anderen darüber zu sprechen. Aber man kann entdecken, wie nahe Gott ist. Wer neu versucht, zu beten, kann Kraft und Hilfe finden. Beten entlastet. Es tut gut, sich von der Seele zu reden, was einen bedrückt. Und man spürt erst richtig, wie dankbar man sein kann, wenn man es ausspricht: „Wie schön, dass die Enkel so mutig ihr Leben angehen. Wie froh kann ich sein, dass sie sich so entwickelt haben!“ Wenn man das in Ruhe bedenkt, dann kommt einem ein Danke in den Sinn: „Danke, Gott, dass Du es so gut mit mir meinst.“

Gott ist euch ganz nahe, sagt Jesus, deshalb ändert euer Leben.

Dass Sie Ihrem Leben 2017 eine neue Richtung geben und es neu wagen zu auf Gott zu vertrauen, das wünsche ich Ihnen von Herzen! Und einen gesegneten Sonntag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23468
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