Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Nur zehn Minuten“ sagt der Logopäde zu mir. „Wenn Sie morgens gleich nach dem Aufstehen diese Stimmübung machen, wird das Wunder wirken!“ „Sie müssen natürlich regelmäßig üben!“ fügt er noch rasch hinzu. Ich stöhne innerlich und denke an all die anderen Dinge, die ich morgens noch machen sollte.
Da wäre die Morgengymnastik. Dann zehn Minuten auf Sonnenblumenöl herumkauen, um das Immunsystem zu stärken.
Was fehlt noch? Die Morgenmeditation – auch so eine Sache, von der ich weiß, dass sie mir gut tut. Trotzdem fällt es mir schwer, ihr morgens einen Platz zu geben. Okay – ich bin kein Morgenmensch und wenn ich ein gängiges Sprichwort bemühen müsste, dann wäre das sicher nicht: „Morgenstund hat Gold im Mund!“, sondern eher: „Der frühe Vogel kann mich mal!“
Ich müsste im Grunde gegen fünf aufstehen, und das ist nun wirklich nicht mein Ding. Tja – und daher muss ich mich auf das Wichtigste beschränken. Aber was ist denn wichtig am Morgen?

Klar - auf das Frühstück verzichte ich lieber nicht. Das würde nicht nur ich bereuen, sondern auch alle, die mir begegnen, würden es zu spüren bekommen. Und all die anderen Dinge? Ich glaube, da muss ich mich einfach entscheiden. Ich habe gemerkt, dass mir die Nahrung für die Seele sehr wichtig ist.

Wenn ich morgens mit einer Zeit der Stille starten kann, ohne etwas zu wollen, einfach nur, um da zu sein und mich auf Gott auszurichten, dann verändert das meinen Start in den Tag. Ich bin ruhiger und nicht mehr so auf meine Tagespläne fokussiert. Es rückt sich manches dadurch in die richtige Perspektive.

Aber auch da reicht es mir meistens nicht für die berühmten „nur zehn Minuten“.

Mir hilft es, nicht lange nachzudenken, sondern mich einfach kurz hinzusetzen oder ans Fenster zu stellen, meistens tut mir die Stille dann so gut, dass ich gerne noch länger bleibe. Probieren Sie es doch selbst einmal aus – nur zehn SekundenJ!

 

 

 

 

 

 

 

 

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