Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„In den letzten Wochen ging es mir gar nicht gut. Ich habe eine schwere Zeit hinter mir. Erst meine Krankheit und dann ein Todesfall in der Familie. Gestern habe ich ihre Sendung im Radio gehört. Ich habe zum ersten Mal seit vielen Wochen wieder herzhaft gelacht. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken.“ Diesen Brief habe ich vor Jahren bekommen und nie vergessen. Ich hatte auf lockere und humorige Weise von meinen Bemühungen gesprochen, meinen Kindern von Gott zu erzählen. Und da konnte es schon mal zu wirklich komischen Situationen kommen. Oder wie würden Sie reagieren, wenn eine Vierjährige neben ihnen steht, zum Kreuz mit dem sterbenden Jesus blickt und laut sagt: „Das ist bald wieder gut, das blutet ja schon gar nicht mehr.“ Natürlich, das Leben und Sterben Jesu ist keine Lachnummer, das ist unbestritten. Aber manch einer zieht daraus die falsche Schlussfolgerung, wie z.B. ein Theologe im 19. Jahrhundert, der schreibt: „Ein Christ soll nicht lachen; denn Jesus hat auch nicht gelacht!“
Nein, da denke ich ganz anders. Die Botschaft vom Mensch gewordenen Gott, der für uns gestorben und von den Toten auferstanden ist, heißt „Evangelium“ = Frohe Botschaft. Daran muss man immer wieder erinnern. Christen sind wenig überzeugend, wenn sie dieser Bezeichnung ihres Glaubens im Leben nicht gerecht werden. Die wohl bekannteste Reaktion darauf stammt von Friedrich Nietzsche in seinem Werk „Also sprach Zarathustra“. Da heißt es: „Erlöster müssten sie mir aussehen, diese Erlösten, damit ich an ihren Erlöser glauben könnte“. Und zum Erlöst-Sein gehört auch das Lachen.
In meiner Sammlung von Christus- und Jesusbildern gibt es eines, das sicher keinerlei künstlerischem Anspruch genügt: überlebensgroß an eine Häuserwand gepinselt, schaut mich der typische idealistische Jesuskopf an, edle Gesichtszüge, lange Haare, Bart. Aber, und das ist das Besondere: er lacht aus vollem Hals. Ich mag dieses Bild.
Denn das menschliche Leben ist nicht nur Mühsal und Plage. Zu Gott kann ich gehen mit meinen Schwächen und meinen Fragen. Er schickt mich nicht weg, wenn ich traurig und verzweifelt bin. Und er freut sich mit, wenn ich lache und fröhlich bin. Beides gehört in unsere vergängliche und brüchige Welt, die er geschaffen hat. Und gläubige Menschen vertrauen – und das vielleicht mit einem Lächeln - darauf, dass er sie in Liebe annimmt, wenn dieses Leben einmal zu Ende sein wird.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2345
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