SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Seit ein paar Wochen spiele ich Trompete. Naja, spielen ist vielleicht nicht das richtige Wort. Ich entlocke dem Instrument quäkende und quietschende Geräusche in gehöriger Lautstärke. Dennoch übe ich unverdrossen und freue mich an jedem Ton, der nach Musik klingt. Denn ich habe einen Traum: Ich will Trompete spielen können.

Diesen Traum habe ich schon verdammt lange. Aber irgendwie nie die Zeit gehabt, ihn in die Tat umzusetzen. Die Zeit habe ich eigentlich immer noch nicht. Aber mittlerweile habe ich begriffen, dass ich sie auch niemals haben werde, wenn ich sie mir nicht nehme. Und irgendwann platzt der Traum, weil gar keine Zeit mehr ist.

Die meisten Menschen, die ich kenne, haben mindestens einen Traum. Ein Instrument spielen, eine Sprache lernen, ein Land bereisen. Oder einfach nur mehr Zeit für die Familie haben. Eigentlich gar keine extravaganten Träume. Ganz normale Dinge, für die im Leben eigentlich Zeit sein sollte. Die aber irgendwie immer auf der Strecke bleiben.

Vor wenigen Tagen hat ein neues Jahr angefangen. Noch dreht sich das Rad der Zeit relativ gemächlich. Aber in Windeseile wird das anders sein. Dann füllt sich der Terminkalender wieder bis zum Anschlag und ein Ereignis jagt das nächste. Eh man es sich versieht, treten die Träume in den Hintergrund, weil der Alltag keine Zeit dafür lässt. Wenn man nicht die Reißleine zieht.

Am Anfang dieses Jahres möchte ich Ihnen Mut machen, die Reißleine zu ziehen. Nehmen Sie sich doch heute einmal fünf Minuten und denken Sie über Ihre Zeit nach. Und über Ihre Träume. Über die Dinge, die in Ihrem Leben eigentlich nicht zu kurz kommen sollen.

Und dann packen Sie’s an. Meine Trompetentöne sind bestimmt kein Quell der Freude für meine Nachbarn. Aber meiner Seele tun sie unglaublich gut. Was tut Ihrer Seele gut?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23447
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