SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Heute findet in der Liederhalle in Stuttgart der 2. große ökumenischer Frauenkongress statt unter dem Motto „Aus der Fülle handeln – Frauen gestalten die Zukunft“. Ich werde auch dabei sein, weil es mich interessiert, andere Frauen kennen zu lernen, Persönlichkeiten, die auf den Podien zu hören sein werden wie auch ganz normale Frauen, die sich von diesem Motto ansprechen lassen. Solche Kongresse vorzubereiten bedeutet einen ziemlichen Kraftakt. Nicht nur organisatorisch und finanziell. Dass sich die evangelischen Landeskirchen in Baden und Württemberg, die Baptisten und die Methodisten, die Herrenhuter Brüdergemeinde, die selbständige evangelisch- lutherische Kirche und die Heilsarmee, die orthodoxen Kirchen, die Diözese Rottenburg-Stuttgart und die Alt-Katholische Kirche auf ein gemeinsames Motto und ein gemeinsames Programm verständigen können, ist nicht selbstverständlich. Hat doch jede dieser Kirchen ihr eigenes Profil, ihre eigene Tradition auch ihre eigenen Empfindsamkeiten. Da braucht es einen langen Atem, Kompromissfähigkeit aber auch den Mut zum Eigenen und eine nicht geringe Frustrationstoleranz. Ich freue mich auf diesen Tag und bin dankbar, dass viele haupt- und ehrenamtliche Frauen ihn durch ihr Engagement möglich gemacht haben.

Ökumene ist nicht immer einfach. Nicht nur für die kirchlichen Hierarchien, sondern auch für ganz normale Gläubige. Da wollen ein evangelischer Mann und eine katholische Frau kirchlich heiraten. In welcher Kirche und mit welchem Pfarrer soll die Trauung stattfinden? Und die Kinder, wie soll man sie taufen? Gerade wenn mir meine religiöse Tradition etwas bedeutet, wenn ich in ihr heimisch bin, fällt es mir nicht leicht, mich in eine andere Tradition hineinzufinden. Aber genau das kann auch meinen Blick weiten und mein Herz öffnen. Ich kann den Reichtum anderer religiöser Traditionen entdecken und werde dadurch sensibel für die Eigenart, die Schätze aber auch die Begrenzungen meiner eigenen Tradition. Diese Haltung der gegenseitigen Achtung ist wichtig, dass Ökumene wirklich in die Tiefe wachsen kann. Und diese Haltung braucht immer wieder die Erfahrung gemeinsamer Begegnungen.
Gott-sei-Dank sind in den letzten Jahrzehnten viele ökumenische Traditionen selbstverständlich geworden – vom ökumenischen Weltgebetstag der Frauen bis zu den ökumenischen Einschulungsgottesdiensten und nicht zuletzt heute der ökumenische Frauenkongress. Ich hoffe, dass dieser Tag für viele Frauen eine Ermutigung sein wird, am gemeinsamen Haus der Glaubens weiterzubauen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2339
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