Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Hier ist wieder der Mann ohne gute Vorsätze. Die will ich seit Neustem Jahr abschaffen, um mich um Wichtigere Dinge zu kümmern. Dazu will ich Ihnen ein Beispiel aus meinem Berufsalltag geben:

Früher habe ich mich am Ende eines Gottesdienstes immer an die Eingangstür der Kirche gestellt, um mich von den Leuten  beim Hinausgehen- nein, nicht nur höflich zu verabschieden, auch um mich ordentlich loben zu lassen.

Das ist nicht immer gut ausgegangen, im Gegenteil, die Gefahr beiläufiger Abstrafung anheim zu fallen, ist enorm:
„Sie haben viel zu leise gesprochen!“
„Warum haben sie nur unbekannte Lieder ausgesucht?“ Kurzum: Mal war ich zu fromm, mal zu frech.

Darum Schluss mit dem Vorsatz, mich regelmäßiger Lobhudelei auszusetzen. Stattdessen habe ich jetzt den Spieß umgedreht und das mit umwerfendem Erfolg.

Ab sofort gehe ich nach dem Gottesdienst zielstrebig auf die ahnungslosen Mitwirkenden zu, also zum Organisten an der Orgel, zur Kirchendienerin in der Sakristei, zu den Mitgliedern des Presbyteriums beim  Zählen der eingesammelten Kollekte, und anderen Mitwirkenden natürlich, um mich herzlich zu bedanken und sie maßvoll für Ihre Unterstützung zu lobpreisen. Die Leute trifft das völlig unvorbereitet.

So etwas ist denen zuverlässig die letzten Jahrzehnte erspart geblieben oder vorenthalten worden. Oft jedenfalls.
Lob und Anerkennung für das ehrenamtliche Engagement, das haut die Leute fast um, weil sie solange vergeblich darauf gewartet haben, dass sie das vergessen haben, dass da noch was kommen könnte.

Die Bibel sagt, was die Mitarbeiterpflege anbelangt klar und deutlich:
„Jeder Arbeiter ist seines Lohnes wert!“

Machen Sie doch heute mal den Feldversuch und suchen sie sich unaufdringlich Leute aus, die Sie mit einem ehrlichen Lob überraschen. Sie werden merken, das macht  was, das macht was aus, das macht was aus den Menschen. Die wachsen, werden größer, aufrechter, präsenter. Und das tut allen gut.

„Hast Du heute schon dein Kind gelobt?“ So hieß früher mal ein Autoaufkleber. Den sollte man wieder einführen. Lob und so macht Kinder froh und Erwachsene sowieso.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23387
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