Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Das Wort des Jahres wird immer rückblickend im Dezember ausgewählt. Mein persönliches Wort des Jahres für 2017 habe ich aber schon jetzt ausgesucht: „Zeitwohlstand“. Das Wort soll die kommenden Monate prägen. Zugegeben: „Zeitwohlstand“ klingt etwas sperrig. Es geht nicht leicht über die Lippen. Es ist ungewohnt und fremd – genauso wie der Zustand, den das Wort beschreibt. Bekannter ist das Gegenteil von „Zeitwohlstand“: Zeitnot – das erlebe ich öfter.

Mein Leben ist oft genug von Zeitnot geprägt. Die Tage von Montag bis Freitag stehen ganz im Zeichen der Arbeit und die Wochenenden sind oft komplett mit privaten Terminen verplant. Wie oft höre ich mich sagen: „Nein, ich habe momentan überhaupt keine Zeit.“ Oder auch: „Bevor ich dafür Zeit habe, muss ich erst fünf andere Sachen erledigen.“

Dagegen klingt die Idee vom „Zeitwohlstand“ wie im Schlaraffenland: Dazu gehört Freizeit, also eigene Zeit für mich. Ich kann über meine Zeit selbst bestimmen. Und ich fühle mich wohl in dieser freien Zeit.

Natürlich klappt das nicht 24 Stunden am Tag. Aber ich kann Versuche starten und so für meinen eigenen kleinen Wohlstand an Zeit sorgen. Heute probiere ich es mit: Ich nehme mir Zeit. – Und schaue dem Tee beim Ziehen zu!

In diesen zwei bis drei Minuten kann ich sowieso keiner sinnvollen Beschäftigung nachgehen kann. Versuche ich es doch, so brauche ich entweder zu lang oder nicht lang genug dafür. Also bleibe ich am besten beim Tee sitzen und schaue ihm beim Ziehen zu. Dabei wächst die Vorfreude auf den kommenden wohlig warmen Genuss.

Es klingt so einfach, aber im täglichen Trubel ist es eine Herausforderung. Daher weiß ich nicht, ob es klappt. Ich probiere es aber einfach mal aus. Ich nehme mir die Zeit und fange dabei ganz klein an:

Ich gieße mir einen Tee auf und schaue ihm beim Ziehen zu.

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