SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Wo ist denn da oben Schluss?“ Mit dieser Frage habe ich meine Mutter als Kind genervt. Eine meiner frühesten Erinnerungen. Da oben am Himmel, da müsse doch irgendwo eine Grenze sein, eine Mauer oder irgendsowas. Meine Mutter hat geantwortet: „Es gibt da keine“. Aber das hat mich nicht zufrieden gestellt. Konnte es ja auch nicht. Die Unendlichkeit kann ich einfach nicht denken. Die Vorstellung, dass sich alles grenzenlos ausdehnt, dass unsere Welt nur ein Universum unter vielen ist, diese Vorstellung sprengt mein armes Hirn. Aber trotzdem lässt mich das bis heute nicht los. Ich suche und frage trotzdem immer wieder. Das wird wahrscheinlich auch so bleiben. Das ist die Sehnsucht, die über mich hinausweist. Die mir zeigt, dass es da eine Kraft gibt, die mich übersteigt, die mich mit einer anderen Welt verbindet. Diese Kraft ist für mich Gott. Auch wenn sich mein Kopf dagegen wehrt: was ich verstehen sollte ist, dass ich gar nicht alles zu verstehen brauche. Es gibt Geheimnisse, die ich getrost und gelassen Gott allein überlassen kann. Nicht alles sollten wir können, nicht alles müssen wir wissen, nicht alles sollten wir entzaubern. Gott wird uns die Geheimnisse enthüllen, wird für manche Überraschung sorgen in dem Zustand, den wir mit unseren schwachen Worten Himmel, Paradies oder ewiges Leben nennen. Worte, die einst vergehen werden, die dann nicht mehr nötig sind, wenn sich Gott selbst zeigt, so wie er ist.. Woher ich das weiß? Ich weiß es nicht. Ich glaube es, ich hoffe es. Ich setze auf sein Versprechen, dass er uns in Jesus gegeben hat. „Euer Herz sei ohne Angst,“ heißt es im Johannesevangelium, als Jesus von der ewigen und endgültigen Heimat des Menschen spricht. 

Bis dahin taste ich mich vorwärts, versuche mein Leben zu gestalten  gebrauche meine Freiheit, staune über die Fülle der Welt. Leben gibt es auf so bunte und so unterschiedliche Weise. Mit Licht und Schatten. Wenn ich in diesen weihnachtlichen Tagen den Blick in den Sternenhimmel richte, dann wird mein Staunen noch größer. Der unendliche Gott, der Schöpfer alles Grenzenlosen steigt herab, in eine armselige Krippe, in die einfachsten Verhältnisse. Es gibt nichts Menschliches mehr, wirklich nichts, was er nicht selbst erfahren hat. Und dieser Gott, so glaube ich, kennt meinen Namen. Kennt mich. Hält mir den Himmel offen. Jetzt und später.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23360
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