SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Morgen ist es wieder soweit: Es ist Heilig Abend. Wie jedes Jahr werden wir als Familie am späten Nachmittag  in die Kirche zu einem Gottesdienst gehen. Ich liebe den Gottesdienst am Heilig Abend. Wenn es draußen langsam dunkel wird, die Kerzen am großen Weihnachtsbaum brennen und wir dann auch noch das Lied singen: „Stille Nacht, heilige Nacht“. Das ist ein Moment voller Gefühl. Vielleicht ein bisschen kitschig und sentimental, aber ich mag das. Das gehört für mich zu Weihnachten.

Dabei ist das Lied „Stille Nacht“ eigentlich in einer Notlage entstanden. Am 23.Dezember 1818 ging nämlich in der Kirche von Oberdorf im salzburgischen Land die Orgel kaputt. Es war ziemlich schnell  klar, dass man den Schaden nicht mehr bis zur Christmette am nächsten Tag reparieren könnte. Weihnachtsgottesdienste ohne Orgel – das konnte sich keiner vorstellen.

Da kam der Hilfspfarrer Joseph Mohr auf die Idee, ein einfaches Weihnachtslied zu schreiben. Es musste auch ohne Orgelbegleitung leicht zu singen sein. Und es sollte die ganze Botschaft von Weihnachten erzählen. Joseph Mohr dichtete „Stille Nacht, heilige Nacht“ Am nächsten Tag sangen die Menschen in Oberdorf zum ersten Mal dieses Lied während Johannes Mohr dazu auf der Gitarre spielte. Die Leute waren so begeistert, dass ab diesem Jahr das Lied in jedem Weihnachtsgottesdienst wiederholt wurde. Heute ist „Stille Nacht“ auf der ganzen Welt bekannt und wurde in unzählige Sprachen übersetzt.

Mir geht das Lied jedes Jahr wieder ans Herz. Die Strophen sind im Grunde ganz einfach. Sie berichten davon, dass in der Nacht von Bethlehem Gott selbst zur Welt kam: Ein Baby, ein „holder Knabe in lockigem Haar“. Ein Baby, das wie andere Neugeborene auch, unser Herz anrührt. Ich bin vor wenigen Wochen zum ersten Mal Opa geworden und entdecke gerade wieder neu, wie faszinierend ein neugeborenes Kind ist. Es weckt in mir die besten Gefühle und Kräfte: Zuwendung, Schutz, Liebe, Dankbarkeit. - Gott ist auch ein Baby geworden -  vielleicht, damit wir Menschen genau diese Gefühle und Kräfte wieder in uns entdecken. Weihnachten ist eben nicht zuerst auf unsern Verstand gerichtet, sondern die Geburt des Jesuskindes  will das Herz erreichen. Ich wünsche Ihnen frohe und gesegnete Weihnachtstage.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23357
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