SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Es gibt es ein Weihnachtslied, das muss einfach jedes Jahr gesungen werden, sonst ist für mich nicht richtig Weihnachten. Das ist das Lied „O du fröhliche, o du selige.“ 
Wissen Sie, wie dieses Lied entstanden ist? Ich habe es bis vor Kurzem nicht gewusst. Geschrieben hat den Text von O du fröhliche ein Mann namens Johannes Daniel Falk.

Er lebte vor über 200 Jahren in Weimar, der Stadt der Dichter und Denker. Falk war mit Goethe befreundet, hat viele Gedichte geschrieben und sogar eine Zeitschrift herausgebracht. Im Jahr 1806 jedoch wurde das Leben von Johannes Falk in Weimar erschüttert. Die Preußen hatten in der Völkerschlacht bei Leipzig gegen Napoleon den Krieg verloren, jetzt waren Tausende von Menschen auf der Flucht und kamen auch nach Weimar. Und dann kam Napoleon selbst und besetzte die Stadt. Die Häuser wurden geplündert, Familien auseinandergerissen, viele Menschen hungerten. Am schlimmsten traf es – wie so oft – die Kinder. Hunderte mussten auf der Straße leben ohne Eltern und Zuhause. Da öffnete Johannes Falk sein eigenes Haus und nahm die Straßenkinder bei sich auf. Später hat er ein großes Anwesen gemietet und es in ein Heim für arme Kinder verwandelt. Er hat dafür gesorgt, dass die Kinder Schulbildung bekamen und einen Ausbildungsplatz. Zehn Jahre später dichtete Johannes Falk dann diese Zeilen: „O du fröhliche, O du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit. Welt ging verloren, Christ ward geboren. Freue dich o Christenheit.“
Johannes Falk hat dieses Lied für die Kinder in seinem Heim geschrieben, um es mit ihnen am Heilig Abend zu singen.

O du fröhliche ist also ursprünglich ein ganz einfaches und schlichtes Kinderlied. Es erinnert mich daran, dass es nicht viel braucht, um Weihnachten zu feiern. Es braucht nur ein wenig Barmherzigkeit für Menschen, die Hilfe nötig haben. Oft sind das auch heute noch die Kinder, wie damals bei Johannes Falk. Ich denke dabei an Kinder, die in der Flüchtlingsunterkunft bei uns am Ort untergebracht sind. Oder an Kinder, die darunter leiden, dass ihre Eltern sich getrennt haben. Viele Kinder haben ihre eigenen Ängste und Nöte. Vielleicht kann ich an Weihnachten nicht nur meinen Kindern eine Freude machen, sondern auch an andere denken.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23356
weiterlesen...