SWR3 Gedanken

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Manche Leute verbinden mit Weihnachten ziemlich viel Aufregung. Für Pfarrerinnen und Pfarrer bedeutet das: Die Kirchen werden richtig voll! Ich liebe das, auch wenn es stressig werden kann.

Bei uns gibt es an Heiligabend eine Christvesper am Nachmittag und eine Christmette um Mitternacht. Und dazwischen gibt es eine offene Weihnachtsfeier.
Da kommen hunderte von Leuten zu uns in die Kirche: Arme und Einsame, Traurige und Wütende, Obdachlose und Prostituierte, Fröhliche und Frierende.

Eine wilde Mischung kommt da zusammen und ein fast genauso wilder Trupp von Helfenden, bedient mit Plätzchen und Braten und Kaffee bis tief in die Nacht und verteilt Geschenketüten.

Und jetzt muss man sich vorstellen: Am Ende des ersten Gottesdienstes, nach dem „O du fröhliche“ geht die Tür auf. Die einen mit ihren Kindern an der Hand, wollen nach Hause zur Bescherung. Und die anderen wollen rein. Der Braten duftet bis raus auf die Straße. Und sie freuen sich drauf wie aufs Christkind persönlich.

Einer von den Männern, kommt rein und erklärt mir: Jesus hätte das anders gemacht, erstmal Essen für die Armen dann Beten. Und ich sag noch: aber die Kinder können doch nicht so spät...

Und schon entsteht ein heilloses Gedränge und Kuddelmuddel beim Tische rücken und Braten aufschneiden.
Am Ende sind dann alle total erschöpft und gehen nach Hause, besoffen vor Glück im Herzen.

Oder sie gehen zurück auf die Straße. Manche bleiben solange in der Kirche, wie sie eben dürfen und schlafen dann im späten Gottesdienst ein.

Bei der Christmette um Mitternacht riecht die Kirche noch immer nach Braten und Plätzchen und den vielen Leuten. Und irgendwann am Ende singen wir: Stille Nacht!

Mir gefällt unser Wildes Weihnachten hier -und ich glaube: in der Originalgeschichte im Stall und  an der Krippe war‘s bestimmt nicht schöner!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23258
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