SWR4 Abendgedanken

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„Mein Sohn lässt sein Kind nicht taufen. Und das tut mir weh“, hat mir eine Frau erzählt und hinzugefügt. „Eigentlich geht es mich ja nichts an. Andererseits ist es mein Enkelkind. Und das soll doch getauft sein!“ Für diese Frau ist es selbstverständlich, dass man Babys tauft. „Aber heute ist ja vieles anders“, hat sie gesagt. Was kann sie tun? Ihren Sohn auf die Taufe ansprechen? Andererseits möchte sie auf keinen Fall ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter zu nahetreten. Nachher verstehen sie die Frage falsch und sind ihr böse. 

Wir beide haben dann überlegt, warum junge Eltern ihre Kinder nicht taufen lassen. Manche sagen, „Mein Kind soll später selber entscheiden, ob es getauft werden will.“ Andere halten nichts von Glaube und Kirche. Wieder andere stecken mitten im Hausbau oder in der Berufsausbildung, haben so viel um die Ohren, dass sie keine Zeit haben für ein Tauffest.

„Mit meinem Sohn könnte ich vielleicht reden“, hat die Frau gesagt. „Aber die Schwiegertochter? Ich weiß überhaupt nicht, wie die zur Kirche steht“.

Wenn sich die Gelegenheit bietet, so haben wir überlegt, könnte sie das Thema Taufe vorsichtig anschneiden, so im Vorübergehen, bei einem Besuch vielleicht. Manchmal gibt es das ja, das der Augenblick für eine bestimmte Sache günstig ist. Oder sie könnte mit den beiden im Fotoalbum die Bilder vom Tauffest ihres Sohnes anschauen. Und ihnen dabei erzählen, warum sie und ihr Mann den Sohn damals taufen ließen. Dass Taufe ja etwas Schönes sei. Und es einfach gut tut sich zu vergewissern: Unser Kind gehört zu Gott. So eine ganz individuelle Vergewisserung ist nämlich die Taufe.

Wir waren uns einig: das Thema Taufe ist wichtig, es vor Kindern und Schwiegerkindern anzusprechen aber gar nicht so einfach. Was Großeltern aber auf alle Fälle für ihre Enkelkinder tun können, ist für sie zu beten. Vielleicht mit diesen Worten: „Lieber Gott, du hast alle Kinder lieb, die Getauften und die Ungetauften. Beschütze sie und ihre Eltern. Lass die Kinder spüren, dass es dich gibt und du es gut mit ihnen meinst.“

Ich finde: Für Enkelkinder zu beten, ist wichtig. Denn es tut gut zu wissen: da ist einer im Himmel, der auf sie Acht gibt. Auch auf die Ungetauften.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23233
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