Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Morgens putze ich mir in aller Ruhe die Zähne. Auch, weil ich meist noch etwas schläfrig bin. Ich bin froh, wenn ich die Zahnpasta unfallfrei auf die Bürste kriege. Und dann zwei, drei Minuten einfach nur schrubben. Ohne viel Aufwand lasse ich die Zahnbürste kreisen. Ich brauche gar nicht nachzudenken, was ich mache. Ich tue es einfach. Und mache sonst nichts.

Dann wird das Zähneputzen zur Morgenmeditation.

Manchmal vergeht einfach nur die Zeit. Ich denke gar nichts. Bin einfach nur leer. Lasse den Tag auf mich zukommen. Wache langsam auf. Und stelle dann überrascht fest, dass ich mit dem Zähneputzen schon fertig bin.

Manchmal geht mir durch den Kopf, was heute alles ansteht. Der Tag baut sich vor mir auf. Ich bleibe immer wieder an Sachen hängen, die erledigen werden müssen. Gehe im Geist den Kalender durch. Da ist noch ein Termin, den ich vorbereiten muss. Ich muss noch einkaufen. Mache im Kopf eine Liste mit dem, was ansteht.

Manchmal höre ich auch nur. Auf den tropfenden Wasserhahn. Auf das Surren der elektrischen Zahnbürste. Auf das startende Auto in der Straße. Auf die leisen Vogelstimmen, die durchs Fenster dringen. Ich bin ganz Ohr.

Manchmal wird auch ein Morgengebet daraus. Dann formen sich Gedanken und Geräusche zu ein paar Sätzen. „Danke, dass ich einen neuen Tag erleben darf – ist schließlich nicht selbstverständlich. / Lass mich durch den Tag kommen – und auch alle meine Lieben. / Heute will ich aufmerksam sein für die kleinen, schönen Dinge meines Alltags: Ein Lachen, eine schimmernde Pfütze, ein Uhrticken. / Hilf mir, dass ich heute bei allem was kommt gelassen bleibe.“

Dann ist das Zähneputzen schon vorbei. Diese kurze Zeit der Ruhe. Und ich kann in den Tag starten.

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