SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Es ist so eine Sache mit den Geschenken. Wenn man in diesen Tagen durch die Innenstädte läuft, wird man ja an jeder Ecke daran erinnert, dass es jetzt aber höchste Zeit ist die Geschenke für seine Lieben zu besorgen. Und für diejenigen unter uns, die sich da schwer tun, werden gleich jede Menge Ideen geliefert.
Es ist ein schöner Brauch, sich an Weihnachten etwas zu schenken. Er hat seinen Ursprung darin, dass Gott vor mehr als 2000 Jahren den Menschen seinen Sohn in der Weihnacht geschenkt hat, als Kind in der Krippe. Damit die Welt friedlicher wird und er ihnen hilft, zu einem guten, sinnerfüllten Leben zu finden.

Wenn ich jemandem etwas schenke, sage ich ihm ohne viel Worte, dass ich mich mit ihm verbunden fühle, ihn schätze. Ich will, dass er sich freut. Und wenn das Geschenk gut ankommt, weil ich versucht habe, mich in den anderen hineinzuversetzen, dann habe ich ein gutes Gefühl.

Ich habe neulich mit einem älteren Herrn gesprochen, der will seiner Schwiegertochter an Weihnachten ein gutes Gefühl geben. Deshalb strengt er sich jedes Jahr sehr an, wenn sein Sohn ihn in der Adventszeit anruft. Der fragt dann nämlich nach seinem diesjährigen Weihnachtswunsch. Und wie in jedem Jahr kann er nichts sagen. Sein Sohn lässt aber nicht locker. So ringt er sich am Ende doch durch, einen Wunsch zu äußern. Das ist nicht etwa das, was er sich im Grunde seines Herzens wünscht, sondern etwas, das es seinem Sohn und dessen Frau leicht macht. Eine bestimmte CD, ein Buch… Sein Sohn ist dann immer sehr erleichtert und hat neulich zu ihm gesagt, dass er so froh ist, dass er jetzt weiß, was sie ihm Weihnachten schicken werden. Seine Frau, also die Schwiegertochter des älteren Herrn, hätte sonst kein gutes Gefühl an Weihnachten. Da fahren sie ja wie immer zu deren Eltern und sie nehmen  natürlich Geschenke mit. Leider bleibt über die Feiertage keine Zeit bei ihm vorbeizuschauen. Dafür hätte er doch Verständnis. Ja, das hat er schon, aber trotzdem wird es ihm an Weihnachten doch ein bisschen weh ums Herz. Wenn er allein im Wohnzimmer sitzt und die neue CD hört oder versucht in dem neuen Buch zu lesen. Aber niemals würde er das seinem Sohn sagen, dann hätte der wohl auch kein gutes Gefühl mehr. Ja, so ist das mit den Geschenken. Ist es so schwer zu erkennen, was sich ein Mensch wirklich von mir wünscht? Oder ist es hin und wieder auch ein bisschen bequem, bestimmte Gedanken zu verdrängen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dem Sohn noch nicht aufgefallen ist, was seinem Vater fehlt, was er sich wünscht. Aber er müsste sich womöglich mit seiner Frau anlegen, wenn er den Ablauf der Feiertage nach so vielen Jahren mal ändern wollte. Aber vielleicht gefällt ihr die Idee, ihren Schwiegervater auch mal zu besuchen und alle hätten zusammen ein richtig gutes Gefühl von Weihnachten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23210
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