SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Gestern war der erste Adventssonntag. Ich finde, hat die Adventszeit erstmal begonnen, ist sie auch schnell wieder vorbei. Früher habe ich das nicht so empfunden. Vielleicht liegt das auch an der Routine. Alles wie gehabt: Da öffnen die Weihnachtsmärkte, die im Prinzip über Jahrzehnte gleich gestaltet sind, es erklingen die seit den Kindertagen bekannten Lieder.
Und damit es schön gemütlich ist zu Hause, wird die Wohnung geschmückt. Mit einem Adventskranz. Seine 4 Kerzen werden an den Adventssonntagen nacheinander angezündet. Es soll bis zum Weihnachtsfest immer etwas heller werden. Die meisten Menschen mögen die Adventszeit. Aber es gibt auch Menschen, die diese Zeit traurig macht. Weil sie gerade Schweres erleben. Wenn sie krank sind, ihre Ehe zerbrochen ist oder sie den Kontakt zu ihren Kindern verloren haben. Sie können sich nicht so recht freuen.
Und wenn ich mir bewusst mache, in welch aufgewühlten Zeiten wir leben, dann komme ich schon ins Grübeln - und so geht es sicher vielen - kann man denn Advent und Weihnachten feiern wie immer? Da sind die schrecklichen Bilder, die uns jeden Abend mit  den Nachrichten erreichen. Der Krieg in Syrien, unglaublich was Menschen einander antun können! In Aleppo sind Krankenhäuser gezielt zerstört worden! Hier in Europa haben wir Angst vor neuen Terroranschlägen und die Politiker sind sich uneins wie lange nicht mehr. Wie wird es weitergehen?
Eine Geschichte über vier Adventskerzen passt dazu: Die Kerzen unterhalten sich. Eine sagt, ich heiße Frieden, aber die Menschen sind so unfriedlich. Vor Kummer wurde sie ganz klein und erlosch. Die zweite Kerze flackerte auch schon als sie sagte, ich heiße Glaube. Aber ich bin überflüssig, weil so viele Menschen nichts mehr von Gott wissen wollen. Auch sie erlosch. Die dritte Kerze, sie heißt Liebe, musste feststellen, dass die Menschen sie achtlos auf die Seite stellen, viele zu selbstverliebt sind, um einen anderen Menschen wirklich zu lieben. Deshalb ging auch sie allmählich aus. Aber da war noch die vierte Kerze, die sich Hoffnung nannte und die zu sich sagte, ich brenne weiter, ich lasse mich nicht entmutigen, ich habe keine Angst. Und ich muss weiter brennen, denn mit mir können die Menschen auch die anderen Kerzen wieder anzünden…Doch woher die Hoffnung schöpfen? Aus dem Glauben an das Gute im Menschen, an seine tollen Begabungen, Möglichkeiten. Den will ich nicht verlieren!
Gläubige Menschen setzen ihre Hoffnungen auch auf Gott, sie vertrauen darauf, dass er seine Welt nicht im Stich lässt. Schon viele Generationen vor uns haben die Adventszeit als hoffnungsvolle Zeit verstanden, im Krieg und in Zeiten voller Armut. Die Kerzen der Hoffnung dürfen nie ausgehen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23207
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