SWR2 Wort zum Tag

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Im Advent schalte ich gerne mal das Licht aus und zünde die erste Kerze am Adventskranz an. Was für mich dann schummrig und romantisch erscheint, ist für viele Bewohner von Elendsvierteln am Rande großer Städte trauriger Alltag. Denn in den fensterlosen Wellblechhütten ist es tagsüber kaum heller. Das hat viele Nachteile für die Slum-Bewohner: Entweder sie müssen sich einen teuren oder illegalen Stromanschluss ergattern, oder sie verlegen die meisten Aktivitäten nach draußen ans Sonnenlicht. 

Jetzt gibt es eine einfache aber geniale Erfindung, die Licht in die dunklen Hütten bringen könnte. Ganz billig und fast so hell wie eine 60 Watt Glühbirne. Sie funktioniert so: Man füllt eine durchsichtige Plastik-Flasche halb mit Wasser und gibt noch ein bisschen Chlor gegen Algen hinein. Dann kommt ein Loch ins Hüttendach, die Flasche wird halb durch gesteckt und befestigt. Jetzt nur noch das Dach um die Flasche herum abdichten und auf Sonne warten. 

Das Licht der Sonne bricht sich im Wasser der Flasche und gibt tatsächlich 55 Watt in den Innenraum ab. Für viele Slum-Bewohner ein wahrer Segen. Eine Lichtquelle, die ohne teure Fensterscheiben und ohne Strom funktioniert. 

Die Organisation, die hinter den „Flaschenlichtern“ steckt heißt „Liter of Light“, also „ein Liter Licht“. Sie verbreitet die Idee in Ländern mit viel Sonne und vielen Armenvierteln. Leonie Runge aus Gaggenau ist mit im Vorstand von „Liter of Light“. Sie und ihr Team waren schon in Indien und Bangladesch, um dort die Bevölkerung für das Projekt zu begeistern und Solarflaschen auf den Dächern zu installieren. Leonie Runge erzählt: „Auffällig war, dass das plötzliche Licht in den dunklen Behausungen besonders für die Frauen große Vorteile hatte. Plötzlich können sie sich auch im Haus um die Kinder kümmern, dort kochen, und die Kinder können drinnen Hausaufgaben machen. “ 

Ich finde, das ist eine echte Adventsgeschichte: Es wird heller – nicht nur um unsere Adventskränze, sondern auch in den Elendsvierteln der ärmsten Länder. Und Licht ist seit jeher ein Zeichen der Hoffnung. Vielleicht, weil es eben auch mit Lebensqualität zu tun hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23205
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