SWR2 Wort zum Tag

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Heute feiert Papst Franziskus seinen 80. Geburtstag. Ich kann es fast nicht glauben, dass er schon so alt sein soll. Denn auf mich wirkt er deutlich jünger. Das liegt   an seiner Ausstrahlung. Auf den meisten Bildern, die ich von ihm kenne, sind es seine Augen, die mich sofort gefangen nehmen. Sein wacher Blick, mit dem er Kontakt zu seinem Gegenüber aufnimmt – oft lächelnd, manchmal auch ernst. Einen verschlossenen Gesichtsausdruck kann ich mir bei Papst Franziskus beim besten Willen nicht vorstellen.

Es ist keine leichte Aufgabe, als Papst für die Einheit der katholischen Kirche auf der ganzen Welt zu sorgen. Das ist ja manchmal schon in einer durchschnittlichen Kirchengemeinde nicht ganz einfach! Die letzten Päpste setzten daher darauf, eine eindeutige Lehre des katholischen Glaubens zu formulieren, die für alle gleichermaßen zu gelten hatte. Papst Franziskus hat in den dreieinhalb Jahren seiner Amtszeit andere Akzente gesetzt. Für ihn ist die wichtigste Aufgabe der Kirche, dass wir erfahren : Gott ist barmherzig. Das ist der Kern der frohen Botschaft. Die Aufgabe der Kirche ist es, offene Türen für alle Menschen guten Willens zu haben. Deswegen grenzt er  nicht aus, sondern geht auf die Menschen zu – in den letzten Wochen z.B. zu Obdachlosen oder laisierten Priestern, die geheiratet haben.

Franziskus versieht sein Petrusamt so, wie es Jesus einst dem Petrus  aufgetragen hat. „Komm, folge mir nach. Lass die Netze liegen. Ich werde dich  zu einem Menschenfischer machen.“

Papst Franziskus ist so ein Menschenfischer. Er fühlt mit den Menschen und nimmt sich ihr Schicksal zu Herzen. Dabei sorgt er sich nicht nur um seine Kirche sondern er ergreift Partei für alle, deren Lebensrechte mit Füssen getreten werden. Damit das Reich Gottes wachsen und sich entfalten kann.  „Das Reich Gottes ist wie eine Mutter, die wachsen lässt, die sich selbst hingibt, damit ihre Kinder zu essen und ein Dach überm Kopf haben.“ So kann man es in einer seiner Predigten nachlesen. Franziskus sieht trotz aller Schwierigkeiten und Krisen, die es in der Welt und auch in der Kirche gibt, eine göttliche Dynamik am Werk. Gottes Liebe durchwirkt längst unsere Welt wie ein Sauerteig. Das ist sein tiefster Glaube und seine Hoffnung. Diese gute Nachricht möchte er der Welt nicht vorenthalten. Und die einzig angemessene Weise dafür ist, es voller Freude zu tun. Diesen Grundton des Evangeliums bringt Franziskus zum Klingen:  spontan und humorvoll, immer zu einem Lächeln bereit. Dafür bin ich ihm mit vielen anderen von Herzen dankbar. Ich hoffe, dass seine Art die Kirche prägen wird. Und so wünsche ich ihm zu seinem Geburtstag alles Gute und Gottes reichen Segen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23193
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